Inhalt
Die Handlung knüpft unmittelbar an den ersten Band an: Für ihre erfolgreichen Ermittlungen in Bezug auf den Juwelenraub erhalten die Kinder (Luis, Emil, Josh und Toni) eine Freikarte für den Freizeitpark „Wunderwelt“ (der etwas an Will Gmehlings Freibad erinnert, wo die Kinder eine Freikarte für das Schwimmbad erhalten, das sie als elternfreien Gegen-Ort über den ganzen Sommer nutzen können). In Astrid Franks Roman stehen den Kinderfiguren alle Fahrgeschäfte und Attraktionen unbegrenzt offen. Die Jahrmarkt-Welt bietet die ideale Kulisse für ihren zweiten Fall. Offenbar sabotiert jemand die Fahrgeschäfte, denn Emil, Luis, Josh und Toni müssen miterleben, wie eine Zuckerwattemaschine explodiert, die Boote der Wildwasserbahn plötzlich Löcher haben, das Kinder-Riesenrad stillsteht und es in der Geisterbahn zu einem bösen Unfall kommt. Als dann Erpresserbriefe auftauchen, scheint klar zu sein, dass hier Verbrecher*innen am Werk sind. Die Kinderdetektiv*innen nehmen ihre Arbeit auf. Zunächst fällt der Verdacht auf die Betreiber*innen des benachbarten und maroden Freizeitparks Peters, der von Insolvenz bedroht ist. Doch so einfach ist es dann doch nicht mit der Aufklärung des Falls.
Ein wenig Einblick erhalten die Leser*innen des zweiten Bandes nun auch in das Familienleben Tonis, da sie als Ich-Erzählerin implementiert ist. So bekommt auch die Mutter Konturen, die im ersten Band lediglich auf ihren peniblen Sauberkeitsfimmel reduziert war. Wenn Hundeliebhaberin Toni nicht gerade mit ihren Freund*innen im Freizeitpark ermittelt, diskutiert sie mit ihren Eltern über ihren Wunsch nach einem eigenen Hund und darf zur Probe ihren „Leihhund“ Mücke mit nach Hause nehmen, von dessen überragender Größe die Eltern schockiert sind. Auf Dauer kann Mücke, der „kleine Hund in einem viel zu großen Körper“ (S. 7) nicht bei Toni bleiben, aber die Ermittlungen im Freizeitpark werden auf Dauer und mit Erfolg – trotz so mancher Überraschung – abgeschlossen. So stehen den sympathischen Kinderfiguren weitere Kriminalfälle offen und den Leser*innen vielleicht noch weitere Bände, in denen dann Luis und Emil aus ihrer Sicht erzählen können.
Kritik
In vielerlei Hinsicht stehen Astrid Franks Kinderkrimis in der Tradition bekannter Detektivgeschichten für Kinder. Die Parallelen zu Kästner und Steinhöfel wurden schon in der Rezension des ersten Bandes hervorgehoben. Durch den hier gewählten Handlungsraums des Freizeitparks sind Referenzen zu TKKG und den Drei Fragezeichen offenbar,denn kaum eine populäre Kinderkriminalserie kommt ohne den Jahrmarkt bzw. den Freizeitpark als Raum aus – ein lokales Motiv, das für Rausch und Zweckfreiheit steht, ähnlich dem Spiel. Elternfern erkunden die Kinderfiguren diesen Raum und erleben den Rausch, ziehen ihre Leser*innen hinein in das euphorische Erleben im Gegen-Ort, der wie eine klassische Heterotopie im Foucaultschen Sinne konzipiert ist. In diesen Rausch fügen sich die spannenden Ermittlungen der Kinderdetektive nahezu ideal ein. Die Kulisse avanciert zum Raum für kindliche Träume schlechthin: Als Bande ermitteln die Ninjas inmitten von Zucker und Achterbahn. Wer will das nicht? Und so zielt die Anlage des Romans unmittelbar hinein in kindliche Wunschwelten und bietet ein spannendes Leseabenteuer, das zum Miträtseln einlädt. Komplexität und Originalität erreicht Astrid Frank durch ihre Erzählweise und den Kniff, hier nun Josh das kommentieren zu lassen, was Toni erzählt – und das ist nicht immer widerspruchsfrei. So eröffnen sich mehrere Sichtweisen auf das Geschehen, was jegliche Form der Eindimensionalität verhindert. Wenngleich Astrid Frank an traditionelle Erzählmuster des Kinderkriminalromans anknüpft, gelingt ihr doch etwas Besonderes, insofern als ihre Figuren besondere Individuen sind, die sie mit Stärken und Schwächen ausstattet. Der Erzählton ist diesmal an den frechen Pony Hütchen-Verschnitt Toni angepasst, aber Josh greift immer wieder korrigierend ein, wenn sie übertreibt oder zu schnell ist: „Von wegen, du hast ausgesehen, als wolltest du ihn verprügeln. Du unterdrückst nie etwas. Engelsgeduld!“ (S. 87) kommentiert er oder „Du warst aber auch verdammt schnell!“ (S. 86) Durch diese eingreifenden Kommentare ist der kinderliterarische Text anspruchsvoll und typographisch interessant. Das macht ihn auch didaktisch sehr wertvoll, denn für Figurenanalysen und die Sensibilisierung verschiedener Perspektiven erscheint der Kinderroman wie gemacht.
Fazit
Die Fortsetzung Die letzten Ninjas auf der Achterbahn steht dem SerienauftaktDie letzten Ninjas und der Juwelenraub in nichts nach: Spannend, witzig und frech; komplex in der Erzählweise, locker im Erzählton. Die Handlung entfaltet sich vor der rauschhaften Kulisse des Freizeitparks, wo die Kinderbande Zusammenhalt und Stärke durch Freundschaft beweist. In den Leserausch eingeladen sind Leser*innen ab 9 Jahren, die Krimis und schnelle Fahrgeschäfte mögen.
- Name: Frank, Astrid
- Name: Regina Kehn