Inhalt
Eigentlich sollten Martha, Mats und Mikkel ihre Osterferien auf Gomera verbringen, doch die Kinder wollen viel lieber zu Oma Inge nach Sommerby und überreden ihre Eltern, ohne sie auf die Kanaren zu fliegen. Vor allem der tierliebende Mikkel ist außer sich vor Freude, als die immer etwas harsche, aber liebenswerte Großmutter ihm ein Kaninchen schenkt. Martha ist hingegen – wie schon in den vergangenen Bänden – mit ihrer Liebe zu Enes beschäftigt, den sie schmerzlich vermisst, weil er gerade auf einem Austausch in den USA ist. Und was hat es zu bedeuten, dass er sich plötzlich nicht mehr meldet? Derweil erlebt Mats ein ganz besonderes Abenteuer: Er findet ein Mädchen, das von zu Hause ausgerissen ist und das ihm glauben machen will, sie sei eine Märchenprinzessin. Mats versteckt sie im Schuppen und versorgt sie dort mit Essen und Zeitschriften – all dies vor der Kulisse der malerischen norddeutschen Landschaft im erwachenden Frühling. Eine perfektere Idylle zum Ostereiersuchen kann man sich kaum vorstellen.
Kritik
Boies Sommerby-Romanen wohnt ein ganz besonderer Zauber inne. So knüpft sie auch in diesem letzten Band der Serie an romantisch konnotierte Konzepte von literarischer Idylle an, die die Leser*innen wünschen lassen, selbst nach Sommerby zu reisen:
Martha stellt sich ans Fenster. Sie sieht nach draußen über das Wasser, und wieder spürt sie, wie sich ganz vorsichtig ein Frühlingsgefühl in ihr ausbreitet: ein wirkliches Sommerby-Frühlingsgefühl. Noch sind erst wenige Boote auf dem Meeresarm unterwegs, aber bald werden es mehr werden; bis man dann im Sommer an der Klappbrücke, an der sie eben nur kurz anhalten mussten, manchmal eine halbe Stunde wartet, bis alle Segler durchgefahren sind und die Brücke wieder schließt. Die Abendsonne taucht die Segel und die kleine Stadt gegenüber in ein beinahe goldenes Licht, und über den hügeligen Äckern liegt ein zarter grüner Schimmer. Sogar von hier aus kann Martha erkennen, dass an manchen Bäumen schon die Blätter ausgetrieben sind, während andere noch ihre nackten Zweige in den Himmel recken, rotbraun jetzt von den noch geschlossenen Blattknospen. Darüber hat Martha früher nie nachgedacht: dass im Frühling in der Natur nicht alle gleichzeitig wieder aufwacht, dass es da eine Reihenfolge gibt, Erle, Haselnuss, leuchtend gelb das frühe Laub der Pappeln und beinahe weiß das der Trauerweide. Erst ganz zuletzt kommt auch die Eiche, und das ist jedes Jahr wieder genau gleich. (S. 45-46)
Kann man sich eine schönere kinderliterarische Idylle vorstellen? Boies Roman besticht durch die romantischen Motive, die Landschafts- und Naturbeschreibungen im Wechsel der Jahreszeiten, die sensibel konzipierten Figuren mit ihren Ecken und Kanten sowie der Prise eingefügter Intertextualität, die sich ebenfalls durch alle Bände zieht. Abends liest Martha ihren Brüdern immer vor, diesmal Das doppelte Lottchen:
„Die kleine Hexe hat sie den Jungs schon vorgelesen und Jim Knopf und Pelle zieht aus, und irgendwie ist das Vorlesen noch gemütlicher, wenn man weiß, dass Mama diese Geschichten als Kind auch schon geliebt hat.“ (S. 49)
Die nullfokalisierte Erzählweise bietet Einblick in mehrere Figurenperspektiven, die alle eines eint: die Liebe zu dem wunderbaren Sehnsuchtsort Sommerby, an dem die kindlichen Protagonist*innen alle ihre spannenden Abenteuer bestehen und wo am Ende Platz ist für eine traumhafte Ostereiersuche. Vor diesem Hintergrund handelt es sich bei dem vierten Sommerby-Band um die ideale Lektüre für die Osterferien, die freilich auch unabhängig von der Jahreszeit mit der ganzen Familie genossen werden kann.
Fazit
Wer die ersten drei Sommerby-Romane gelesen hat, für den ist dieser vierte und letzte Band ohnehin ein Muss. Grundsätzlich sei er allen Kindern ab 8 Jahren und ihren Eltern wärmstens als Wohlfühl-Lektüre empfohlen.
- Name: Boie, Kirsten