Inhaltsverzeichnis

1 Terminologie

1.1 Politischer Gebrauch 

1.2 Verwendung in der KJL 

1.3 KJL-Forschung zu Zigeunerbildern

2 Zigeunerbilder im historischen Verlauf

2.1 19. Jahrhundert 

2.2 Weimarer Republik 

2.3 Nationalsozialismus und der skandinavische Einfluss 

2.4 Nachkriegszeit bis 1960 

2.5 1960-1980: Fremde weit weg

2.6 DDR 

2.7 Mit eigener Stimme: Katarina Taikon, Ronald Lee 

2.8 Veränderungen ab den 80er Jahre

2.9 1980-2000 Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma 

2.10 Neuerscheinungen seit 1990 

2.11 Neue Migration aus Südosteuropa 

2.12 Ein neuer Ansatz: Voorhoeves Bild einer Sinti-Familie Ende der 70er Jahre

3 Gattungen und Beispiele

3.1 Legenden 

3.2 Märchen 

3.3 Bilderbuch 

3.4 Kindergeschichten: vom Kinderraub zur sozialen Realität 

3.5 Kinderbuch: Umgang mit Stereotypen und Realität 

3.6 Jugendbuch: historische Bilder und Science-Fiction 

3.7 Mädchenbücher 

3.8 Lyrik: Zigeunerlieder in der Jugendbewegung 

3.9 Theaterstücke 

3.10 Comic 

3.11 Kinder- und Jugendfilm

4 Didaktik

5 Bibliographie

5.1 Primärliteratur und Bibliographie Zigeunerfiguren, Roma und Sinti in der deutschsprachigen KJL

5.2 Sekundärliteratur 

5.3 Didaktische Literatur 

5.4 Internet-Adressen

1 Terminologie

1.1 Politischer Gebrauch

Unter Berücksichtigung der aktuellen Diskussion über 'antiziganistische Zustände' (End/ Herold/ Robel, 2009) werden die Begriffe 'Sinti und Roma' als Selbstbezeichnung der in Deutschland und Europa lebenden Minorität verwendet. Dies hat sich als Ergebnis der Bürgerrechtsbewegung seit Ende der 70er Jahre im öffentlichen Diskurs durchgesetzt. 

Unter 'Sinti' werden die seit dem 15. Jahrhundert in den deutschsprachigen Gebieten lebenden Menschen verstanden, die zu der Gruppe der 'Roma' gehören und traditionell in Deutschland als 'Zigeuner' bezeichnet wurden, was sich noch in Zusammensetzungen wie Zigeunermusik u.ä. findet.

Mit 'Roma' werden die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Ost- und Südosteuropa eingewanderten und von dort nach Westen emigrierenden Gruppen bezeichnet. Da es sich um Volksgruppen handelt, die in ihrer Geschichte, Sprache, Lebensweise deutliche Unterschiede aufweisen, wird auch von 'Rom-Völkern' gesprochen.

'Roma' ist zugleich im internationalen Sprachgebrauch die Sammelbezeichnung für unterschiedliche ethnische Gruppen, die sich kulturell wie sprachlich z.T. erheblich unterscheiden und nachweislich in allen Staaten Europas, in den USA und Kanada zu finden sind. 

1.2 Verwendung in der KJL

Der Begriff 'Zigeuner' wird für literarische Bilder verwandt, die geprägt durch Traditionen der Mehrheitsgesellschaft, nicht für reale Personen und Gruppen bestimmter ethnisch-kultureller Identität stehen, sondern den Vorstellungen und Bedürfnissen der Autoren sowie übernommenen Bildern entsprechen. Es handelt sich nach Bogdal (2011) um Konstrukte, Imaginationen, Fantasieprodukte, nicht um reale Personen. "Die literarischen Zigeunerbilder sind […] keine Abbilder lebender Personen, der Sinti und Roma, sondern Fiktionen oder Erfindungen, die jedoch vom normalen Leser auf Sinti und Roma projiziert werden." (Solms, 2006, S. 75). Diese Übertragung gilt insbesondere für jugendliche Leser, die in der Regel nie Kontakte zu Sinti und Roma hatten, aber 'die Fremden' in ihrer Lektüre als Bereicherung und Erweiterung ihres Erfahrungshorizontes erleben.

Wichtig wird die Abgrenzung der Begriffe besonders in den letzten 20 Jahren, in denen sich Autoren teilweise um eine historisch korrekte Darstellung bemühen, z.B. in Fluchtgeschichten vom Balkan und ebenso durch die langsam wachsende Zahl von Selbstdarstellungen von Roma. Daneben gibt es aber weiterhin die fiktionale KJL mit tradierten 'Zigeuner'-Bildern. So wird in Übersetzungen aus dem angelsächsischen Raum selbst in Neuerscheinungen aus 2014 für die englischen 'traveller' oder ‚'gypsies' der Begriff 'Zigeuner' im Deutschen verwendet. Eine Ausnahme bildet hier Heike Brandt, die schon in ihrer Übersetzung von Robey (1989) konsequent den Begriff Roma verwendete. Gelegentlich gibt es einen Verlagshinweis auf der letzten Seite, der allerdings nichts gegen die vorurteilsgeladene Begrifflichkeit auszurichten vermag.

Da auch in der Sekundärliteratur die Verwendung der Begriffe schwankt, wird im Folgenden der Begriff Zigeuner als literarischer Begriff verstanden, während Roma oder Sinti benutzt wird, wenn es deutlich ist, dass es sich in der Darstellung um reale Personen handelt.

1.3 KJL-Forschung zu Zigeunerbildern 

Es gibt aus den letzten Jahren mehrere grundlegende Untersuchungen zum literarischen bzw. medialen Bild des Zigeuners (Solms 2008, Patrut 2007 und 2008, Bogdal 2011, Brittnacher 2012, Reuter 2014), wobei die KJL eher stiefmütterlich bis gar nicht behandelt wird. Lange Zeit wurde übersehen, dass Zigeuner als Haupt- oder Nebenfiguren in sehr vielen Texten der KJL vorkommen (Dahrendorf 1980, Kahlkul 1999, Weinkauff 2006, Carstiuc 2011).

Es fehlt eine "umfassende Analyse des Kanons der KJL bezüglich der vorhandenen 'Zigeuner'-Bilder und die Entwicklung trennscharfer Kategorien zur Analyse der 'Zigeuner'-Figuren und die Einbindung der Analyse […] in die schon vorhandene KJL-Forschung zu den Figuren des Fremden." (Maurer, 2009, S. 198) Dies leistet die anregende Studie von Weinkauff mit einem Textkorpus von 94 Titeln für die Zeit ab 1945 (vgl. Weinkauff 2006).  

Auffällig ist die fehlende Beachtung von Roma-Texten, zweisprachigen Texten oder solchen, die in Zusammenarbeit mit Nicht-Roma entstanden sind, in den kinderliterarischen Arbeiten zum Holocaust.

Mit Ausnahme des Motivs Kinderraub (Briel 1989, Brüggemann, in Awousi 2000, Solms 2008, Kugler, in Patrut 2008) und der Figur des Zigeunerkindes, wie Briel es als Ableitung von Goethes Mignon in den drei Phasen des tanzenden, missionierten und respektierten Kindes beschreibt, fehlen Arbeiten zur Motivgeschichte. Auch die Untersuchung antiziganistischer Stereotype in der KJL als Spiegelung gesellschaftlicher Meinungen steht noch am Anfang.

Zigeuner, Roma, Sinti in Enzyklopädien und Kinderlexika

"Die überwiegende Anzahl der Enzyklopädien und Lexika hat sich (…)  bis heute nicht von jener Tradition gelöst, die mit dem Ethnisierungsprozess des Zigeunerstereotyps im Gefolge der Aufklärung beginnt und schließlich in die Kategorie des Rassezigeuners mündet." (Awosusi 1998, S. 34) Das gilt auch für Kinderlexika, allerdings ist zu beobachten, dass unter dem Schlagwort Zigeuner ca. seit dem Jahr 2000 Hinweise auf die Begriffe Roma und Sinti auftauchen, deren Realität allerdings kaum gestreift wird. Es überwiegt noch immer das falsche Bild des fremden Nomadenvolkes, so im Bertelsmann Kinderlexikon von 2000.

2 Zigeunerbilder im historischen Verlauf

2.1 19. Jahrhundert

Obwohl die Existenz von Roma seit über 600 Jahren in Deutschland nachgewiesen ist, spielen sie in der ab dem 18. Jahrhundert entstehenden KJL zunächst keine Rolle. Zum literarischen Objekt werden Zigeuner erst durch Übernahme literarischer Vorbilder wie Cervantes' Preciosa, Goethes Mignon und Lenaus Gedicht von den Drei Zigeunern in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

In dieser Zeit bildeten die Roma neben den Juden die zweite gesamteuropäische Minderheit. Sie wurden im Gegensatz zu den Juden bestenfalls als europäische Wilde verstanden, die es zu missionieren und zu erziehen galt und auf die mit 'kriminologischem Blick' geschaut wurde. Sie werden zum Gegenbild staatsbürgerlicher Ordnungsvorstellungen, die auf eine Beseitigung alles 'Zigeunerischen' zielten. Diese Vorstellung, dass man das 'Zigeunertum' durch zwangsweise Trennung der Kinder von ihren Eltern beseitigen könne, d.h. Kinderraub durch die Behörden, lebt in verschiedenen Formen der KJL fort, besonders während des Nationalsozialismus und danach (Floden norw.1936, dt.1950). Aber auch in Institutionen wie "Pro Juventute" mit ihrer Unterabteilung "Hilfswerk für die Kinder der Landstraße" in der Schweiz wurden 'als erzieherischer Staatseingriff' zwischen 1926 bis 1973 über 600 Kinder von Jenischen ihren Eltern als erblich belastet weggenommen (Uerlings 2007, S. 186). 

Aus Cervantes' Preciosa hat die KJL auf dem Umweg über Brentano und Bechsteins Märchensammlung das Motiv des kinderraubenden Zigeuners übernommen, eines der häufigsten Motive in dem von Faszination für die freien Wilden und Angst vor den dunklen, fremden Gestalten geprägten Bild des Zigeuners, das noch heute in der Mehrheitsgesellschaft – man denke nur an den weltweiten Aufstand um die Entdeckung eines blonden Kindes bei einer griechischen Roma-Familie 2013 – und durch alle Genres der KJL geistert. 

Gleichzeitig vorhanden in der kollektiven Vorstellung und in Genres wie den Trivialromanen etwa eines Karl May, in Opern wie Bizets Carmen und Victor Hugos Glöckner von Notre Dame (1831), dem historischen Roman von Victor Rydberg Singoalla (schwed. 1857, dt.1885, Film 1950, engl. Titel: The Mask and the Sword, US-Titel: Gypsy Fury) findet sich die 'Zigeunerromantik', die fernab von der Lebensrealität Bilder der Freiheit, Exotik und Erotik und des Ausstiegs aus den Zwängen der Gesellschaft kolportierte. 

Aus den literarischen Darstellungen der Romantik wie aus den zahlreichen Zigeunerorchestern aus Osteuropa wurde um 1850 das Bild des Geige spielenden Zigeuners und seiner angeborenen Musikalität im kollektiven Bewusstsein verankert, oft jedoch reduziert auf Violinenklang am Lagerfeuer und ungebundenes Wanderleben. In der KJL wird daraus die Vorstellung, dass die angeborene Musikalität der Zigeuner nur durch eine disziplinierende Erziehung zum wahren Erfolg geführt werden könne. 

Die neuen Disziplinen der Ethnologie und Anthropologie produzierten Wissen über die Zigeuner, das vorgab, unmittelbarer Beobachtung zu entspringen und verifizierbar zu sein. So wurde behauptet, die Zigeuner hätten keine Religion und keine Kultur, weil sie keine Schrift besaßen. Aus der angeblichen Unchristlichkeit wurde der Vorwurf des Spionierens für die Osmanen, der in der KJL den Spion besonders in historischen Jugendbüchern zur beliebten Figur werden lässt.

In den Mädchenbüchern der Jahrhundertwende wird der Missionsgedanke Teil der Rollenerziehung zur christlichen Hausfrau. Das Zigeunerkind wird durch die Erziehung in einem christlichen Haushalt zur demütigen Dienerin und Pflegerin des alt und einsam gewordenen Hausherrn, aber nie gleichberechtigt.

2.2 Weimarer Republik

Eine Veränderung erfährt der Missionsgedanke ab den 20er Jahren durch Mitarbeiterinnen in der lutherischen Zigeunermission (1910-1936) wie Plinzner mit Veröffentlichungen zwischen 1912 und 1939 und Michalsky-Knak, die ihre Schützlinge mit Sympathie, aber weiterhin mit patriarchalischem Blick betrachten. Für sie ist die Armut der Zigeuner ausschlaggebend für ihre desolate Lage, in der nur Demut, christliche Ergebenheit und Schulbesuch helfen. 

Sonst herrscht in der Weimarer Republik die weitgehend negative Darstellung der Zigeuner in den literarischen Texten der KJL weiter, unabhängig von der politischen Einstellung der Autoren (Nordau 1930, Michaelis 1931).

Ausnahmen sind nur Jo Mihalys Michael Arpad und sein Kind von 1930 und Alex Weddings Ede und Unku von 1931, das seine Anerkennung allerdings erst in der DDR bekam und als erstes Beispiel einer sozialistischen KJL wiederholte Auflagen wie auch Schulausgaben erhielt und 1978 verfilmt wurde. Beide Bücher wurden 1981 auch in der BRD aufgelegt. 

Quelle: Buchcover

Eine Mittelposition nimmt Geiger-Gog, Pseudonym Hanne Mencken, mit Sonja (1926) und den Musikantenkindern (1931) ein. Das Zigeunerkind ist gern bereit, seine eigene Familie zu verlassen, um bei der reichen Frau zu bleiben, andererseits wird das Leben 'wie die Zigeuner' durchaus positiv geschildert, nur dass die Betreuung der Kinder ein Sesshaftwerden nötig macht.

Auch Bergengruens Zwieselchen und Turu-Me (1931), als Erinnerung an die Kindheit der Großmutter erzählt, gibt ein eher positives Bild des Zigeuners, der auf dem Hof des Vaters gesund gepflegt und zum großen Freund des kleinen Mädchen wurde.

2.3 Nationalsozialismus und der skandinavische Einfluss

Durch die 'Säuberungen' des offiziellen Buchbestandes von 1937 verschwanden aus den Regalen der Schulen und öffentlichen Bibliotheken Autoren wie Mihaly, Gleit, Geiger-Gog, Wedding, Nordau, Michaelis, auch Wörishöffer, Wildermuth, Ury, Schumacher (Aley).

Stattdessen nehmen die Schilderungen von Kinder raubenden Zigeunern und Spionen wieder zu (Kipp, Kniese, Fitinghoff, Asbeck, Schenkel). Bei Kniese wird die Geschichte vom entführten Bauernjungen erweitert durch die Einführung eines Lehrers, der angeblich wissenschaftliche Kenntnisse über die Amoralität und das angeborene Nomadentum der Zigeuner in seine Gespräche einfließen lässt. Und Schenkel, die Illustratorin der vielgeliebten Biene Maja, bringt neben dem Kinderraub durch die alte Zigeunerin auch noch das tanzende Kind in ihrer kurzen Kindergeschichte unter. Hier ist es wie in anderen Beispielen (Löwen 1872, Dennler 1910) nicht das tanzende Zigeunerkind, sondern das geraubte Kind, das zum Tanzen gezwungen wird.

Eine Ausnahme bildet nur das Kinderbuch von Fromme Anita, die Zirkusreiterin von 1936, in dem das verlassene Kind freiwillig mit den Zigeunern mitgeht, bei diesen gute wie schlechte Menschen erlebt und ungern auf dem Seil tanzen lernt.

Aufgrund der traditionellen Verbundenheit zwischen der skandinavischen und deutschen Literatur und den Sympathien für das 'nordische Brudervolk' bis in die Spitzen der NS-Partei wurden skandinavische Übersetzungen während des Dritten Reiches weiter publiziert. Die offizielle Unterstützung Marie Hamsuns durch Parteigrößen und die Nordische Gesellschaft in Lübeck für ihre wiederholten Lesereisen durch Deutschland, auch während der Besetzung Norwegens ab 1940, hat Wiederauflagen bis 2011 und die Aufnahme der Langerudkinder in die Klassiker der Kinderliteratur (Kümmerling-Meibauer, 2004) nicht verhindert. Im dritten Band Ola geht in die Stadt (Hamsun dt.1928, 1983) sind die Zigeuner verlauste Diebe, schamlos, bettelnd und stehlend, die selbst Kinder belügen.

2.4 Nachkriegszeit bis 1960

Die Nähe zur skandinavischen KJL während des Nationalsozialismus und nach 1945, als diese Bücher für viele unverdächtig und vertraut waren, hat zur Konservierung eines negativen Zigeunerbildes nach 1945 beigetragen, was aber dem offiziellen Bild in der Mehrheitsgesellschaft der BRD (s. Gerichtsurteil des Bundesgerichtshofes von 1956) wie dem Verschweigen der Sinti und Roma in der DDR entsprach. So wurde die Übersetzung von Halvor Floden, dem wichtigsten norwegischen Kinderbuchautor der Zwischenkriegszeit, Das Mädchen von der Landstraße (1936, dt. 1950) in einer Rezension der JSW von 1952 unter ausdrücklicher Berufung auf die Übersetzerin Käthe Miethe positiv besprochen, obwohl diese vor 1945 systemkonforme Mädchenbücher veröffentlicht hatte (Weinkauff 2006, S. 632, Anm. 373). Wie sie konnten nach Aufhebung der alliierten Zensur 1950 viele Autoren, die vor 1945 erfolgreich waren, Neuauflagen ihrer Bücher unter unverdächtigen Titeln herausbringen. 

Quelle: Buchcover

Als Beispiel der Exilliteratur, die erst nach 1945 in Deutschland bekannt wurde, ist Helds Die rote Zora (1941) mit dem Geige spielenden, abwesenden Vater und der bösen Kräuterhexe als Großmutter zu nennen. In den Verfilmungen von 1964 und von 2007 ist der Protagonist nicht als Zigeunerkind erkennbar. 

Prägend für das negative Zigeunerbild mehrerer Kindergenerationen von Mitte der 50er Jahre bis heute sind die Übersetzungen von Enid Blyton mit ihren "Zigeunerkonstrukten" (Carstiuc 2011). In den letzten Ausgaben von Bassermann aus den Jahren 2007-11 werden sie nicht mehr Zigeuner genannt, sie werden aber weiterhin als schmutzig, kriminell, hässlich, dunkelhäutig, ungekämmt sowie als Verbrecher geschildert. Die Kinder, exemplarisch ist Die wilde Jo (dt. 1964), mit denen die fünf Freunde in Kontakt kommen, sind tierhafte Wesen, die nicht lesen und schreiben können, aber in symbiotischer Verbindung zur Natur leben. Sie befinden sich in heftiger Auseinandersetzung mit ihren Eltern oder Elternteilen, und hier liegt die Verführung dieser viel verkauften Bücher für das 'Schluckalter'. Nur eine Trennung von diesen, und sei es durch eine Verhaftung von Vater oder Mutter als Verbrecher, nur durch ihre Aufnahme in eine ordentliche Familie kann aus einer wilden Jo ein – halbwegs – anständiger Mensch werden. Der alte Missionsgedanke von Schumacher und Floden erlebt seine Fortsetzung. Autoren trennen zwischen den negativ gezeichneten Erwachsenenfiguren und geben den Zigeunerkindern trotz der ihnen weiterhin zugeschriebenen Fremdheit soviel positive Züge, dass eine Integration möglich erscheint, wenn sie ihre Familie verlassen.

Als hätte es keine Vernichtung der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus gegeben, tanzen bei den deutschsprachigen Autoren die "fremden" Kinder (Galin 1955), müssen Zigeunerkinder durch die Polizei in die Schule gezwungen werden, werden des Diebstahls verdächtigt, und das Nomadentum der Zigeuner, ihr Außenseitertum wird nicht hinterfragt. Weiterhin prügelt der Zigeunervater oder werden Kinder geraubt, sogar bei Astrid Lindgren (1952), wenn auch bei ihr nur in der Fantasie des Kindes und im Vorurteil der Erwachsenen.

2.5 1960-1980 Fremde weit weg

Ab den 60er Jahren trifft man in der deutschsprachigen KJL Zigeuner vorwiegend im Ausland, in Spanien oder Frankreich (de Cesco, Grund, Loisy, Paluel-Marmont). Damit wird die Fremdheit betont, die Anwesenheit im eigenen Lande negiert. Besonders in Pferdebüchern für Mädchen taucht die Verbindung Pferde, Natur, Wildheit, Zigeuner, Diebstahl auf. Immerhin ist der Zigeuner oft ein Freund der Tiere, ehrlich, vertrauenswürdig, aber misstrauisch beäugt von einigen Figuren, die ihm mit den Vorurteilen gegenüber Roma begegnen und ihn als vermeintlichen Dieb ins Gefängnis bringen. Diese Verbindung taucht auch bei anderen Autoren auf (Guillot, Heidrich ).

In den Kriminalgeschichten von Arthur aus den 70er Jahren Die drei ??? und… sind die Zigeuner ungebrochen Karikaturen des alten Negativbildes: kriminell, dunkelhäutig, haben Schnurrbärte und magische Kräfte.

Schulbesuche durch Roma-Kinder werden in der KJL langsam zum Thema, meist verbunden mit einer Diebstahlverdächtigung und gern einer Tanzvorstellung, mit der das Zigeunermädchen seine Außenseiterposition aufwertet (Galin, Halasi). 

2.6 DDR

In der DDR überwiegen die Übersetzungen aus den sozialistischen Ländern mit größerer Roma-Bevölkerung mit ihrer oft rigorosen Assimilierungspolitik (Mappes-Niedieck 2013). Anpassung, Schulbesuch und Abkehr von der elterlichen Lebensweise, die als überholt, oft kriminell und eigensüchtig geschildert wird, sind die zentralen Themen. Die Gleichstellung in einem sozialistischen Land, der Eintritt in die Pionierorganisation wird teilweise unter Rückbeziehung auf den Partisanenkampf gegen die Deutschen, nur selten mit deren Vernichtung der Roma-Bevölkerung während der Besatzung begründet (Zelinova 1959, Messetschkow 1960, Moric 1961, Pohl 1977 [Film CSSR 1986], Halasi 1986, Novotny 1991).

Quelle: Buchcover

Ausnahme ist Feustels Die Wölfin Hora (1983), eine Kindheitserinnerung des Autors, in der es um die Integration eines Zigeunerjungen in die Dorfgemeinschaft geht, in der ganz klassenkämpferisch die Ärmeren sich solidarisch gegen den reichen und gemeinen Bauernjungen zusammenschließen.

2.7 Mit eigener Stimme: Katarina Taikon, Ronald Lee

Die politische Forderung nach Schulbesuch und Zugang zu Wohnung und Arbeit, rechtlicher Gleichstellung, Aufhebung der herrschenden Diskriminierung erhebt die schwedische Roma-Autorin Katarina Taikon mit ihrer Kinderbuchreihe Katitzi, in der sie ab 1969 ihre eigene Kindheit in Schweden zwischen 1940 und 1947 schildert. Diese mitreißenden Erzählungen haben soviel Resonanz, dass diese Bücher eine Wende in der Darstellung von Roma in ganz Skandinavien einläuten. Die erste Teil-Übersetzung ins Deutsche mit dem tanzenden Zigeunermädchen auf dem Cover scheitert 1974 am Verkauf des Schaffstein-Verlags, und die zweite Ausgabe als book on demand ab 1996 bleibt weitestgehend unbeachtet. 

Der einzige Roma-Autor, der in einem Jugendbuch-Verlag erscheint, ist Ronald Lees Verdammter Zigeuner (1978), der mit seinem autobiographischen Text über die Unmöglichkeit der Integration in Kanada die Jahre 1962-67 eher für ältere Jugendliche beschreibt.

Als Bilderbuch-Fabel gilt die Geschichte des Musikers Django Reinhardt als Übersetzung aus dem Niederländischen von Frans Haaken (1979), die vor allem wegen ihrer auffallenden Illustration Beachtung findet.

Neben diesen drei auto-/biographischen Büchern mit Gegenwartsbezug gibt es allein 35 fiktionale deutsche wie übersetzte Titel für die Spanne zwischen 1960-80, die weiterhin auf die tradierten Klischees zurückgreifen oder wie in der DDR auf die sozialistische Gleichstellung setzen.

Selbst bei den immer wieder genannten Ausnahme-Titeln von Schnurres Jenö war mein Freund (1958) und Wölfels Mond, Mond, Mond (1962, TV-Serie 1977) und Klaußners Jüppa (1979) wird in der Diskussion der 90er Jahre der Realitätsmangel und der unklare Bezug zum nur angedeuteten Porajmos (Genozid der Sinti und Roma) kritisiert. Immer bleibt es auch eine Perspektive von außen, selbst wenn, wie bei Wölfel, unterschiedliche Meinungen der beiden Sinti-Mädchen zur Sprache kommen.

Eine Ausnahme in der fiktiven KJL dieser Jahre wegen der realistischen Schilderung der Lebensumstände, der Schwierigkeiten in der Schule, beim Besuch bei Schulkameraden wie im Umgang mit der Polizei ist Ben Witters Amschel von 1971.

Quelle: Buchcover

 

2.8 Veränderungen ab den 80er Jahren 

Wenige Problembücher wie Schenk (1988), Petersen (1990) und Tidl (1992) versuchen die aktuelle Situation der Roma und Sinti in Deutschland und Österreich durch jugendgerechte Informationsvermittlung zu verbessern und finden Eingang in die Schulen. Bei Ossowskis Die große Flatter (1977, TV 1977) waren der gitarrenspielende Sinto-Junge und seine Familie nur Nebenfiguren in der Obdachlosensiedlung. Tidls österreichischer Protagonist beruft sich in seiner Zigeunerbegeisterung auf die Märchensammlung von Voriskovás Singende Geigen (1966) und lernt erst in der Begegnung mit dem Roma-Jungen in seiner Klasse, was diesen zum Außenseiter macht und welche Verfolgungsgeschichte seine Familie hat erleben müssen. Die Freundschaftsgeschichte wird wie so oft in der KJL zum Transportmittel für die Integration des Außenseiters. 

2.9 1980-2000 Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma 

Europaweit arbeiten Sinti und Roma seit den 70er Jahren für die Anerkennung ihrer Verfolgungsgeschichte, für ihre rechtliche wie gesellschaftliche Gleichstellung, ihre Anerkennung als nationale Minderheit mit eigener Sprache. Dieser Prozess wird von einigen KJL-Autoren durch das Aufarbeiten von inzwischen historischen Verfolgungs- und Vernichtungsgeschichten begleitet. (Hackl 1989, Püschel 1992, Klement 1998, Tuckermann 1994). Krausnick geht den Weg der dokumentarischen Darstellung mit "Da wollten wir frei sein!" Eine Sinti-Familie erzählt (1988) und der Geschichte der Angela Reinhardt Auf Wiedersehen im Himmel (2001, Film 1994). 

Auch die Selbstdarstellungen von Sinti und Roma werden wichtiger: Das beginnt mit Otto Rosenbergs Das Brennglas von 1998, das von Ulrich Enzensberger nach Tonbandaufnahmen gestaltet wird. Der langjährige Berliner Vorsitzende der deutschen Sinti und Roma, geb. 1927, hatte nie von seiner Kindheit und Jugend in Berlin berichtet, auch nicht von seiner Familie, die 1936 in das Zigeunerlager auf den Rieselfeldern in Berlin-Marzahn getrieben und 1943 nach Auschwitz deportiert wurde. Nicht als Jugendbuch geschrieben ist es gerade durch die Bewahrung der mündlichen Erzählform neben den Kommentaren Enzensbergers für ältere Jugendliche gut geeignet. Dazu zählen auch die autobiografischen Bücher von Ceija Stojka, die in ihrem zweiten Buch Reisende auf dieser Welt über das veränderte Leben der Roma nach 1945 berichtet.

Quelle: Buchcover

Anja Tuckermann verfolgt mit ihren halb autobiographischen, halb dokumentierenden und erläuternden Büchern Schicksale deutscher Sinti. Muscha ist Pflegekind bei einem Ehepaar, das im Widerstand arbeitet und welches 'nur' seine Deportation verhindern kann, nicht seine Isolierung und Zwangssterilisation. Das Kind Mano gerät bei der Befreiung des KZ' mit einem Trupp französischer Zwangsarbeiter nach Frankreich und wagt bei den Pflegeeltern nicht, über seine Herkunft als Sinto und Deutscher zu sprechen. In "Denkt nicht, wir bleiben hier!" Die Lebensgeschichte des Hugo Höllenreiner,  erzählt dieser erstmalig auch seiner Familie von seiner KZ-Zeit erzählt, aber auch von der schwierigen Heimkehr nach München. 

Als fiktionale Darstellungen greifen Spinelli und Sautner die Verfolgungsgeschichte von Roma und Jenischen auf. Von all diesen Büchern erscheint kein Titel in den einschlägigen Studien der KJL-Forschung zum Holocaust. Es wirkt, als sei die Verfolgung und Vernichtung der Roma und Sinti Europas noch nicht ins Blickfeld geraten.

2.10 Neuerscheinungen seit 1990

In der fiktionalen KJL dieser Jahre sind Übersetzungen aus dem Englischen, teils als Gegenwartsliteratur zu bezeichnen, teils als historische Erzählungen, in denen die Negativzeichnung der 'gypsies' klar überwiegt. Auch das mit dem DJLP ausgezeichnete, spannende Jugendbuch The Road of the Dead von Kevin Brooks (2008) verzichtet nicht auf tradierte Zigeunerklischees wie magisches Einfühlungsvermögen, kriminellen Vater, brutal prügelnden Bruder. Für die Jury war diese negative Schilderung einer Minderheit nicht erwähnenswert.

Aktuell wird in Wen liebst du, wenn ich tot bin (Flood 2014), einer Kombination von Liebesgeschichte unter Pubertierenden und Todeserfahrung, wieder von dem brutalen Vater erzählt. Ein irischer 'tinker' wird mit 'Zigeuner' übersetzt. Dieser, die Ferienliebe der heranwachsenden Ich-Erzählerin, muss sich mit den gewaltbereiten Skins um ihren Bruder prügeln, bis es im Streit zum Totschlag kommt. Nur an einer Stelle wird 'Zigeuner' zumindest in den Gedanken des Mädchens durch 'irische Landfahrer' korrigiert.

Eine neue Sicht auf das Zusammenleben bieten Lindelaufs Das Gegenteil von Sorgen (2007) über das turbulente Leben einer Außenseiterfamilie in den Niederlanden, die durch die Energie der Großmutter die notwendige Assimilierung schafft. In QueDu Luus Vielleicht will ich alles (2011) wird aus der Sicht eines gegen seine Eltern revoltierenden Jugendlichen über seinen Versuch einer Freundschaft mit einem Mädchen erzählt, das in der Klasse als Zigeunerin gemobbt wird und dessen Brüder Schrotthändler sind, die ihm die Schwester zum Heiraten anbieten.

Historische Jugendbücher von Van Reen (1987), Zitelmann (1980 und 2003), Vlugt (2002), Hartmann (2012), Frieser (2012) schildern Episoden historischer Verfolgung oder in der Form der Zeitreise Konfrontationen zwischen Zigeunern und Mehrheitsgesellschaft. Dabei wird die zunehmende Kenntnis von Bräuchen und Regeln der Roma deutlich, aber immer wieder auch das Risiko, diese angelesenen Kenntnisse trotz Sympathie für die als Fluchthelfer geschilderten Zigeuner völlig widersprüchlich zu verwenden, wie Vlugt es in Das Amulett  mit Verhaltensregeln für Männer und Frauen macht.

2.11 Neue Migration aus Südosteuropa

Aufgefallen in der KJL-Kritik ist Gündisch, die als rumäniendeutsche Autorin mit ihrer Erzählung Cosmin (2005) einen näheren Zugang zum Thema zu haben schien. Sieht man die langjährige Beziehungsgeschichte der Siebenbürger Deutschen und der ihnen benachbarten Roma an, werden die geschilderte Unveränderlichkeit der Situation und die hilflose Andeutung eines Auswegs für Cosmin problematisch.

Halb als Abenteuerbücher verfasst sind Erzählungen, die nach dem Ende der sozialistischen Zeit spielen und die ihr folgende erneute Verelendung, Verfolgung und Fluchtbewegung der Roma zur Grundlage haben (Capteyn 1994,Tijsinger 1996). Ivan & Dominik von Wieghaus und Ruegenberg (2010) hebt sich als erzählendes Bilderbuch formal heraus.

KJL über die Fluchtbewegung vom Balkan ab den 90er Jahren zeigt Roma als Fluchthelfer oder Flüchtende (Walbrecker 1995, Schoemanns 1996, Mead 1997, Bondoux 2011). Versatzstücke der tradierten Zigeunerbilder bekommen teilweise eine realistische Beschreibung. So brennt statt des flackernden Lagerfeuers ein stinkendes Feuer aus Müll in Alice Meads Ein Gedicht für die Freiheit (1997), auf dem Lagerplatz der Roma, bei denen der 13jährigen Kosovo-Albaner Hilfe für seine Flucht vor den Besatzern sucht. 

2.12 Ein neuer Ansatz: Voorhoeves Bild einer Sinti-Familie Ende der 70er Jahre

Mit einer eigenwilligen 12jährigen Protagonistin als Ich-Erzählerin und Mittelpunkt des Geschehens gestaltet Voorhoeve in Kascha Nord-Nordost (2015) die Erfahrungen einer Sinti-Familie in Norddeutschland während des Schneekatastrophenwinters 1978/79. Wechselseitige Zuschreibungen, Spannungen in der Familie wie im Verhältnis zu den Dorfbewohnern und Annäherungen durch die gemeinsame Notsituation ergeben ein differenziertes, informatives Bild und sehr lesbares Buch.

3 Gattungen und Beispiele

3.1 Legenden

In den christlichen Erzählungen über die Herkunft der Zigeuner gibt es verschiedene Varianten der Beteiligung der Zigeuner an der Kreuzigung Jesu als Begründung für ihre Vertreibung aus Ägypten. Ebenso werden sie als Volk Pharaos beim Auszug der Juden durchs Rote Meer beteiligt, bleiben aber am Ufer und werden dort durch einen Sturm über die Welt zerstreut.

Beide mittelalterlichen Legenden schmuggeln die Roma in die Geschichte des jüdischen Volkes. "Sie dienen einem doppelten Zweck: sie dienen der Schuldzuweisung an die Juden und der Übertragung dieser Schuld auf die Zigeuner und sie dienen damit zugleich der Rechtfertigung für ihre Vertreibung…" (Solms, in: Tebbutt, 2001, S. 123) So hätten Zigeuner der Heiligen Familie die Herberge verweigert und seien deshalb zur Wanderschaft verflucht. (Köhler-Zülch, S. 1348)

3.2 Märchen

In den europäischen Zauber- und Novellenmärchen mit Ausnahme von Ungarn, Serbien, Rumänien spielt die Figur des Zigeuners eine sehr geringe Rolle, in Grimms Hausmärchen erscheint sie überhaupt nicht (Solms, in: Tebbutt, 2001, S.118). Erst durch die Übernahme einer negativ geschilderten alten Zigeunerin als Entführerin aus einer Ballade Brentanos in Bechsteins Märchensammlung kommt der literarische Topos des Kinderraubs im Bereich der Märchen auf. 

"Die sogenannten 'Zigeunermärchen', die nicht nur die Erzählkunst der Sinti und Roma, sondern zugleich die Vorurteile der Mehrheitsbevölkerung spiegeln, sind bis heute im Umlauf." (Solms, S. 125) Es muss daher unterschieden werden zwischen Märchen, die von Roma erzählt wurden wie Reimar Gilsenbachs Janitschek im Räuberschloß, und Märchen, die von Zigeunern handeln (Kalkuhl/ Tschäpe in: Awousi 2000, S.134)

Bogdal rechnet die Märchen der Romvölker zu den Texten auf der Schwelle zwischen der Mündlichkeit und Schriftlichkeit, deren Bestand vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts im Zuge ethnographischer und sprachwissenschaftlicher Forschungen aufgezeichnet und gesichert wurde. Nach 1945 wächst das Interesse an ihnen. Die Zigeunermärchen aus Ungarn (1958/76) erreichen hohe Auflagen. Anthologien mit Zigeunermärchen aus verschiedenen europäischen Ländern erscheinen regelmäßig in Neuauflagen, oft auch in Kinderbuchverlagen. Als Beispiel nennt Bogdal Tillhagens Sammlung der Zigeunermärchen von Johan Taikon aus dem Schwedischen (1948). Taikon verdiente mit dem Erzählen in den letzten Kriegsjahren den dürftigen Unterhalt für seine Familie, die als Roma in Schweden keine Lebensmittelkarten bekamen. Das lässt an der Herkunft einiger seiner Märchen zweifeln.

Ob es sich bei Johan Taikon und Philomena Franz um "authentische Ausdrucksformen" handelt, muss erst eine textkritische Prüfung ergeben. Im Gegensatz zu Bogdal bezeichnet Britten die Erzählungen von Franz von 1982 als Kunstmärchen, in denen mit traditionellen Mitteln Märchen erzählt und auch die Verfolgungsgeschichte der Sinti und Rom einbezogen werden. Die undatierte Ausgabe (nach 2002) weist eine bunte Mischung von Selbsterlebtem, Gehörtem, eingeschobenen Informationen und fragwürdigen Märchenversatzstücken auf.

Nach Solms wie Köhler-Zülch scheint die Gattung der Schwank- und Lügenmärchen eine typische und genuine Erzählgattung der Sinti und Roma zu sein, in denen der Held – im Gegensatz zu den oft zugeschriebenen magischen Kräften –  nicht mit Zaubermitteln, sondern durch Tricks, Prahlerei oder einfach mit Glück die Dämonen oder Tod und Teufel überwindet. So kann in dem Märchen Der Tod als Pate aus der Sammlung Märchen der Welt von 1956 der Zigeuner sogar den Tod überlisten (S. 234ff.). Das macht viele dieser Märchen durch ihr Identifikationsangebot mit dem Listigen gerade auch für Kinder zugänglich.

In der Anthologie von Awosusi von 2000 findet sich eine Liste von Zigeunermärchen für Kinder (Kalkuhl/Tschäpe, S. 134).

3.3 Bilderbuch

Es sind nicht mehr entführte adlige und edle Mädchen wie Cervantes' Preciosa, keine romantisch verklärten tanzenden Mignons, sondern Bürgerkinder, sogar ein Gassenkind, die in den Bilderbüchern Anfang des 20. Jahrhunderts geraubt werden. In der Zigeunerfrieda von Dennler (1910) ist "Friederika Lügenmaul, … verdrießlich, frech und faul, schmutzig auch obend'rein…". Trotzdem wird sie von zwei Zigeunern "schwarz und gräulich" verschleppt, muss seiltanzen lernen und jeden Tag vor Publikum auftreten. Für Günter Wallraff, der den Nachdruck von 1991 veranlasste, machte laut Vorwort in seiner Kindheit die Geschichte von der garstigen und widerspenstigen sogenannten Zigeuner-Frieda die Zigeuner "zu einer Chiffre für Ausbrechen, Zivilourage und List". Ein Beispiel für die unterschiedliche Wahrnehmung.

Mit Droh- und Strafgeschichten, mit denen die Eltern ihre Ängste vor den Zigeunern den lesenden oder lauschenden Kindern weitergeben, soll den Kindern die Neugier ausgetrieben werden, die Welt außerhalb des elterlichen Gartens zu suchen oder den Jahrmarkt ohne die Eltern zu erkunden oder gar allein vor der Stadt neugierig in einen Zigeunerwagen zu schauen. Die Übertretung elterlicher Ge- und Verbote wird durch ein Schreckszenario ausgemalt, wie es durch den Struwwelpeter vertraut war, nur dass man hier Angehörige einer Minderheit, mit der man kaum Kontakt hatte, zu Schreckfiguren machte. So in Willi, der Ausreißer von Hackl (1917), der immer wieder ungehorsam ist, sich dreckig macht und auf dem Jahrmarkt heimlich die Eltern verlässt. Die Strafe folgt auf dem Fuß, ein gewalttätiger Zigeuner raubt ihn, sperrt ihn in seinen Wohnwagen und verprügelt ihn – völlig unmotiviert, bis ihn die Polizei befreit.

In dieser Tradition steht auch das vermutlich 1940 entstandene Bilderbuch Butzimann, was tust du da? von Michael Braun und Franziska Schenkel, der Illustratorin der vielgeliebten Biene Maja, in dem eine Mutter ihrem Kind erzählt, was passiert, wenn es sich von einer alten Zigeunerin verlocken lässt, den elterlichen Garten zu verlassen: Es muss auf dem Seil tanzen, während die schmutzigen Zigeuner vor ihrem Wohnwagen faul herumlungern.

Illustration aus Butzimann von Franziska Schenkel (1940)

Illustration aus Butzimann von Franziska Schenkel (1940)

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts gibt es wenige Bilderbücher, die illustrierte Bilder der Zigeuner transportieren. In der Reise nach Tripiti (1968) gibt es eine Station in einem Zigeunerlager auf dem Balkan, in dem das Diebstahlmotiv wieder auftaucht, aber abgewehrt wird.

Eine ganz andere, historisch in Russland angesiedelte Geschichte wird in dem heiteren Bilderbuch von John Burningham Trubloff, die Maus, die Balalaika spielte (1971) erzählt und gezeichnet. Die Maus lernt von dem kleinen Zigeunerorchester, das wandernd und musizierend von einer Gaststätte zur nächsten zieht, das Musizieren. Hier sind höchst lebendige Zigeunermusiker in Aktion, deren kraftvolle Ausstrahlung die Bilder bestimmt. 

Das erzählende Bilderbuch von Georg Wieghaus und Lukas Ruegenberg greifen in Ivan & Dominik von 2010 die aktuelle Situation von Roma-Kindern in der Slowakei auf. In Rukeli wird Die Geschichte des Boxers Johann Trollmann (2013) für Kinder und Erwachsene erzählt, einem Sinto, der 1933 als Profiboxer die deutsche Meisterschaft gewann, dem diese aber gegen alle Proteste aberkannt wurde. 1942 kam Trollmann ins KZ Neuengamme, musste die Wachmannschaft trainieren und wurde dort von einem Kapo erschlagen. Der Text erzählt behutsam, manchmal erklärend (z.B. was ein Kapo ist oder die SS und die Gestapo) und ist auf Szenen aus dem Sport und dem Familienleben konzentriert. 

3.4 Kindergeschichten: vom Kinderraub zur sozialen Realität 

Eine der ältesten Erzählungen stammt von Friedrich Jakobs Der Fischerknabe (1802), das als Lesebuch für Kinder erschien (Brüggemann, in: Awosusi, 2000, S. 61-88). Ein Junge wird von Zigeunern entführt, als er sich von seinen älteren Geschwistern entfernt. Er muss mehrere Jahre bei ihnen bleiben, lernt ihre Lieder und Tänze, muss in Dörfern tanzen. Einmalig ist es hier ein Junge, kein kleines blondes Mädchen, der vor Publikum auftreten muss. Erst als die Zigeuner von Soldaten ausgehoben werden, gelingt ihm die Flucht.

Bei Else Ury erscheint die Warnung vor den kinderraubenden Zigeunern in der Geschichte Zigeunerliesel in ihrer ersten Veröffentlichung Was das Sonntagskind erlauscht (1906). Max Nordau (1849-1923) erzählt seiner vierjährigen Tochter in dem Märchen Vom dankbaren Spatzen (1910), wie ein Kind im Jahrmarktgedränge seine Eltern verliert, von einer Alten statt nach Hause mit dem Zigeunerwagen in den Wald gebracht wird. Dort gelingt ihm die Flucht mit Hilfe der Spatzen.

Bei Astrid Lindgren findet sich eine Kindergeschichte, in der explizit von Zigeunern die Rede ist, die sie aber ab 1979 aus den schwedischen Ausgaben von Kajsa Kavat hat entfernen lassen. Unterm Kirschbaum (1952) sitzt ein kleines, blondes Mädchen und wünscht sich Gesellschaft. Einer Dame erzählt das Mädchen die abenteuerliche Geschichte von der doppelten Entführung ihrer Mutter, diese sei zuerst von Zigeunern entführt und später von den Großeltern zurückgeraubt worden. Dies wird so lange akzeptiert, bis die Kleine mit derselben Überzeugungskraft erzählt, dass ihre Mutter vom Baum fiel und früh starb. Diese kurze Erzählung um kindliche Fantasie und festgefahrene Vorstellungen der Erwachsenen über Zigeuner werden in der Ausgabe von 1952 durch die Illustrationen von Ingrid Vang Nyman verstärkt, in der deutschen Ausgabe von 1990 durch Zeichnungen Ilon Wikluads ersetzt und damit entschärft. In der neuesten Ausgabe der Erzählungen wurde diese Geschichte weggelassen, weil man keinen Ersatz für das Z-Wort fand. (Einen ausführlicheren Beitrag zu dieser Geschichte finden Sie hier.)

Der erste Versuch, die Deportation der Sinti aus Deutschland zu thematisieren, war 1958 Schnurres Kindergeschichte Jenö war mein Freund, die schnell zur Schulbuchgeschichte avancierte. Kliewer hat die Wirkungsgeschichte ausführlich dokumentiert und kommt zu dem Schluss, dass der Text ein "fragwürdiges Rezept" anbiete durch seine "Fixierung auf das Thema Verfolgung und die Ausblendung der unaufgeklärten und stillschweigend tradierten Vorurteile" (in Awousi 2000, S. 55). Im Text begegnet dem Leser einerseits die "Faszination, die von dem Fremden ausgeht und die die ganze Zigeunerromantik hervorgebracht hat, und andererseits die Angst vor dem Fremden, die genüsslich an seinem abweichenden Verhalten festgemacht wird." (ebd., S. 57).

Wölfels Die grauen und die grünen Felder (1970) begründete ihren nachhaltigen Erfolg und eine grundlegende Veränderung der KJL durch eine realistische und problemorientierte Schilderung auch für Kinder. Die Kinder aus der Teichstraße  erleben, dass die Äußerungen "Manche Leute sagen, dass Zigeuner kleine Kinder stehlen" der Erwachsenen nicht stimmen und dass sie selber ihre Erfahrungen machen müssen.

Um die Gleichstellung eines etwa zwölfjährigen Straßenmusikanten in einer Gruppe von Zeitungsjungen geht es in Górskas Der Zigeuner (1978). In einer sehr realistischen und zugleich durch die wechselnde Perspektive das Außen und Innen der Gruppe reflektierenden Weise erzählt die polnische Autorin vom Bemühen des jungen Zigeuners, in der Gruppe, die ihn freundlich in ihre Runde im Tagesheim aufgenommen hat, als Kamerad behandelt zu werden, der die gleichen Rechte hat wie die anderen Jungen. Die Verweigerung führt in einem plötzlichen gemeinsamen Ausbruch zu einer Schlägerei, in der seine Geige zerstört wird, und zu seinem Verschwinden. 

In dieser problemorientierten Richtung schreibt auch Schins (1991) ihre von der Stiftung Lesen empfohlenen und mit Zeichnungen von Otto Pankok versehenen zwei Zigeunergeschichten Die Truhe und Ich bin ein Zigeuner, letzteres ein im Sprechstil verfasster Text des 21-jährigen Stefan, der wegen Diebstahl eine Haftstrafe verbüßt. Seine Familie handelt mit alten Möbeln und erfährt dabei viel Feindseligkeit. Der Häftling will ein Buch schreiben, weil das auch Zigeuner können, und bekennt sich stolz zu seiner Sinto-Herkunft. Hier mag man einen Anklang an die Erfolgsgeschichte von Maximoff Die Ursitory (1954) herauslesen, die auch im Gefängnis verfasst wurde.

3.5 Kinderbuch: Umgang mit Stereotypen und Realität

Zu den bekannteren Zigeunerraubgeschichten zählt Walters Abenteuerliche Reise des kleinen Schmiedledick mit den Zigeunern (1930, 2006). In der 2. Auflage von 1950 wurden zwar die antisemitische Figurenzeichnung und die antifranzösischen Passagen überarbeitet, aber die negative Zeichnung der Zigeunerfamilie blieb bestehen. Während das Dorfkind aus Abenteuerlust halbwegs freiwillig mitreist, lernt es die gesamten Landstriche Badens kennen und reift zu einer wissbegierigen und verantwortungsbewussten Persönlichkeit heran. Eine Geschichte mit starkem Lokalkolorit, in der die Zigeuner nur negative Hintergrundfiguren sind.

In Knieses Das verschwundene Heinerle (1938) wird ein dreijähriger blonder Bauernjunge, der aus Neugier den elterlichen Garten verlassen hat, durch einen verschlagenen Zigeuner entführt. Er bekommt einen anderen Namen und wird einer alten Zigeunerin ("sesshaft und die Zuflucht und Ratgeberin der herumziehenden Stämme")  übergeben, die ihn aufziehen soll, bis er für die Zigeuner nützlich werden kann. Die Geschichte wird wie eine tatsächliche Begebenheit mit Einschüben und Fußnoten erzählt, die offenbar die Authentizität belegen sollen: "Wanderzigeuner haben keine Ruhe, es treibt sie immer weiter, und nur im strengsten Winter beziehen sie ein festes Lager, meist in Erdhöhlen, die sie mit Gezweig und Fellen verhängen, und in denen sie sich, wie ihre Vorfahren in längst vergangenen Zeiten, - bedürfnislos wie sie sind, einwintern, bis der erste Lerchentriller und die laue Frühlingsluft sie wieder in die Ferne treiben. Der Wintervorrat ist zusammengestohlen und ergaunert, und ist’s auch knapp, da alles gut eingeteilt werden muss, so leiden sie doch nicht eigentlich Not. Es gibt auch sesshafte Zigeuner, die nicht herumziehen oder nur zeitweise als Kesselflicker oder Mausfallenhändler wandern, dann aber immer wieder in ihre feste Wohnung zurückkehren." (Kniese 1938, S. 25) Ähnlich gestaltet ist die lange Erzählung des Oberlehrers über die Herkunft der Zigeuner (vgl. ebd., S. 47ff.). Der Junge entflieht als ca. neunjähriger, sorgt für die Verhaftung eines Teils des Zigeunertrupps und wird durch einen Zeitungsbericht zufällig von seinen Eltern entdeckt und zurückgeholt.

Bei den deutschen Autoren scheint nach 1945 die Scheu vor einer realistischen Sicht oder Nichtkenntnis der aktuellen Situation und der Verfolgungsgeschichte der Roma und Sinti vorzuherrschen.

Die kleine Geschichte von Wietig Es liegt was in der Luft (1960) mit Zeichnungen von Lilo Fromm folgt wieder der romantischen Tradition des Zigeunerbildes. Sie enthält sprechende Tiere, einen laufenden Gipslöwen, den geigenden Vater, die Tochter tanzt, die Mutter ist Wahrsagerin. Das Zigeunermädchen Pink im langen Rock mit schwarzen Haaren, barfuss, wird als Dieb verdächtigt: "Zigeuner stehlen immer", die Kinder verfolgen sie deshalb, aber sie wird auf fantastische Weise gerettet.

Zu dieser zarten Figur passen die Zigeunermädchen Pimmi und Nauka in Wölfels Mond, Mond, Mond (1962), einem der meist gelesenen und kommentierten Texte der Nachkriegszeit zum Thema. Die Kritik entzündet sich nicht an der poetischen Gestaltung, sondern an der Frage, ob die Autorin die Schuld an der Vernichtung von Pantalons Familie nicht unzulässig von den SS-Leuten auf ihn verschoben habe. In Scherfs Das Geheimnis der schwarzen Puppe oder: Sara kommt von weit her (1995) müssen sprechende Puppen die Aufklärung über das Schicksal einer Zigeunerfamilie übernehmen. Als die elfjährige Anka in einer alten Bahnwärterruine eine schwarze Puppe ausgräbt, ist dies der Anfang merkwürdiger Geschehnisse. Schlag Zwölf taucht Sara auf, die braunhäutig wie Anka ist und die frühere Aufteilung der Wohnung kennt. Ein älterer Bruder und seine Motorradgang verschrecken Sara, die sich vorm 'braunen Mann' fürchtet. Das schreckliche Ende einer Zigeunerfamilie wird nur angedeutet, ebenso der geheimnisvolle Großvater Ankas, der ihr die braune Haut vererbt haben soll.

Quelle: Buchcover

Eine völlig andere Darstellung von der Wirklichkeit, in der Roma lebten, gibt die schwedische Roma-Autorin Katarina Taikon (1932-96). Sie erzählt in 13 Bänden die Geschichte ihrer Kindheit und Jugend in Schweden von ca. 1940 bis 1947. Die Situation der ca. 900 Roma in Schweden war seit Beginn des 1. Weltkrieges durch starke Restriktionen geprägt. In den ersten zehn Bänden wird überwiegend aus der Perspektive der anfangs siebenjährigen Katitzi erzählt. Nach ersten Jahren bei Pflegeeltern und in einem Kinderheim holt der Vater sie zurück ins Zigeunerlager zur (schwedischen) Stiefmutter und ihren älteren zwei Geschwistern. Wusste sie bisher nicht einmal, dass sie Zigeunerin ist, so lernt sie erst allmählich, was dies für sie bedeutet. Von der Stiefmutter wird sie fast täglich geschlagen. Es geht der Familie ökonomisch immer schlechter, zweimal brennt das große Zelt ab, und Vater Taikons Gesundheit leidet stark, seine Geschäfte als Silberschmied und Kupferkesselflicker gehen schlecht, denn auch in Schweden fallen aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Bedingungen die traditionellen Berufe der Roma weg. Obwohl er als reicher Mann vor dem ersten Weltkrieg nach Schweden gekommen ist, wird ihm weiterhin die Einbürgerung verwehrt. In einem verfallenen Haus unter einer Bahnüberführung am Rand von Stockholm, wo die Behörden ein Sammellager eingerichtet haben, bekommt die Familie mit sieben Personen zweieinhalb Zimmer zugewiesen. Andere Roma-Familien müssen ihre Zelte oder Hütten auf dem asphaltierten Platz neben dem Haus aufschlagen, sodass im Lager mit Hunderten von Menschen ein ständiges Gedränge um die Plumpsklos wie die Wasserstellen herrscht und immer Anlass zu lautstarken Auseinandersetzungen gegeben ist. Ihr Abgangszeugnis bekommt Katitzi, ohne schreiben zu können, als sie sich gegen einen gemeinen Vertretungslehrer auch handgreiflich zur Wehr setzt. Da ist sie zwölf Jahre alt und nach dem Willen des Vaters verlobt. Ab dem zehnten Band ändert sich der Tenor der Erzählung, wird reflexiver, wird zum Jugendbuch entsprechend Katitzis wachsender Einsicht und Opposition gegen die Verhältnisse in ihrem Leben. Nach zweimaliger Flucht aus der Familie ihres jungen Ehemannes gelingt es Katitzi, in ein Mädchenheim aufgenommen und durch das Schiedsgericht der Roma geschieden zu werden. Die Bände sind ein einzigartiges Zeitdokument, durch die dialogreiche Sprache leicht auch für Kinder zu lesen und enthalten viele Informationen über das Leben der Roma, über Regeln, Tabus sowie Vorschriften, und sie prägten nachhaltig das Bild der Roma in Skandinavien. Die deutsche Übersetzung von Lisbeth Jokisch im Todesjahr der Autorin erfolgte vermutlich ohne Absprache.

Quelle: Buchcover

Eine unsentimentale, aber kenntnisreiche und spannende Erzählung aus England auf der Grenze zwischen Kinder- und Jugendbuch ist Robeys Tysos Versprechen (1990). Der Roma-Junge Tyso lebt nach dem Tod der Eltern mit Geschwistern und Großmutter bei einem Onkel in England, der die Kinder hungern lässt und misshandelt. Tyso reißt aus, nach Abenteuern gelangt er zu einem Bauern, der ihm Arbeit und Unterkunft gibt. Auf dem Gelände findet er einen alten Zigeunerwagen von der verstorbenen Frau des Bauern, den er wieder herrichten darf. Aber der Wagen, Inbegriff des freien Lebens, wird von Dorfjungen in Brand gesteckt, Tyso beim Löschen schwer verletzt. Ein Roma-Boss hilft ihm wieder auf, verlangt aber eine Gegenleistung. Schließlich kann Tyso sich im Wohnwagen auf den Weg machen und seine Großmutter und Geschwister abholen.

3.6 Jugendbuch: historische Bilder und Science-Fiction

Zu den historischen Jugendbüchern vor allem für die männliche Jugend gehört Sophie Wörrishofers Der Schmugglersohn von Norderney (1885, 2011), die in ihrer Erzählung aus der Zeit der napoleonischen Kriege die Figur des Zigeuner-Spions aufgreift und ihr eine überraschende Gestaltung gibt. Drei junge Friesen werden von den französischen Besatzern während der Kontinentalsperre Napoleons gegen England zwangsrekrutiert und müssen mit der napoleonischen Armee nach Russland marschieren und kämpfen. Erst in Moskau gelingt ihnen die Flucht zu dem alten (deutschen!) Zigeuner: "Seine Majestät König Mikosch, mit dem schwarzen Antlitz, der Stummelpfeife und den Messingnägeln in den Ohrläppchen, seine zerlumpte, blinzelnde, Schmutz überzogene Majestät" (Wörrishofer 2011, S. 92), der als Spion wechselnde Identitäten annimmt, aber seine jungen Freunde versteckt, mit in das Lager seiner Großfamilie nimmt und sie später durch alle Fährnisse sicher wieder nach Norderney bringt. Die widersprüchliche, zwielichtige Gestalt des treuen Spions, der äußerlich eher abschreckend wirkt, einen französischen Offizier "in Blutrache" (ebd., S. 164) ersticht, aber ein gutes Herz hat, ist offenbar anziehend für Jungen. Ebenso ist dies das Zigeunerlager, hier als Winterquartier beschrieben (vgl. ebd., S. 169f.), als gleichsam exterritoriales Gebiet, oft im Wald gelegen, mit eigenen Regeln, lodernden Feuern, um die bunte Gestalten sitzen, tanzen, singen, mit einem gern als Hauptmann, manchmal sogar als Zigeunerkönig bezeichneten Anführer. Bis in die Gegenwart ist dies Versatzstück in Abenteuergeschichten, in Bilderbüchern und Comics zu finden. Noch in Bondoux’ Zeit der Wunder (2011), einer Fluchtgeschichte aus dem Kaukasus, in der die Flüchtlinge, eine kranke Mutter und ihr Sohn, für Monate in einem rumänischen Romalager Aufnahme, Verpflegung und Heilung finden, wirkt das Lager unberührt von den politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und scheint zwischen den Welten zu schweben. 

Zitelmanns historische Jugendbücher Unter Gauklern (1980) und die freie Fortsetzung Vor den Toren von Byzanz (2003) spielen beide im Mittelalter und verbinden individuelle Schicksale des elternlosen Jungen und des Zigeunermädchens mit allgemeinen Fragen der Toleranz zwischen Menschen wie Religionen.

In dem Roman von Vossler Das Haus der Spione (2007) aus dem England des 16. Jahrhunderts kämpfen der Waisenjunge Nicholas und das Zigeunermädchen Leonora für die Gerechtigkeit und treten einem Spionagering bei. Die Autorin erzählt so detailgenau, dass sich die Mühsal des mittelalterlichen Lebens nahezu riechen und fühlen lässt. Die jungen Zigeunerin Leonora ist ein gescheites, unabhängig denkendes und initiatives Mädchen mit einer spannenden Geschichte, das die ideale Ergänzung zum hellen, aber nicht immer ganz schnellen Jungen ist. 

Das Bild der Räuber um 1800, unter denen es auch Sinti gab, wurde durch die Romantik verklärt. Dass aber seinerzeit eine gnadenlose Jagd auf sie stattfand, zeigt der Bericht eines Amtschreibers der Stadt Sulz, wie Hartmann es in Räuberleben (2012) gestaltet. Hannikel erscheint als Fossil, als Zigeuner, der nicht gelernt hat, dass die Gesellschaft sich verändert. Bezeichnend ist, dass er nicht scheitert, weil er stiehlt, sondern weil er einen 'Ehrenmord' begeht. Bis zum bitteren Ende versteht keiner aus seiner Sippe, warum ausgerechnet diese 'Familienangelegenheit' zu der gnadenlosen Verfolgung und letztlich zur Hinrichtung führen muss. Hartmann beschreibt diese Sintifamilie sehr zurückhaltend, vorwiegend aus der Sicht des zwölfjährigen Sohnes.

Ebenso realitätsorientiert lässt Els Pelgrom in Die Eichelfresser  (1992) einen Tagelöhner über seine harte Kindheit und Jugend in einem spanischen Dorf nach dem Bürgerkrieg erzählen, die geprägt von dem krassen Gegensatz zwischen den Armen und den reichen Großgrundbesitzern wie dem Kloster, deren Privilegien von der Guardia Civil verteidigt werden. In kleinen Episoden erzählt er im letzten Drittel von seiner Freundschaft zu einem jungen Rom, dessen Mutter eine 'zambra', ein Lokal besitzt, in dem Roma für die Gäste singen und tanzen. Sonst gehörten die Roma zu den armen Leuten, sie seien nur schneller mit dem Messer.

In Friesers Oskar und das geheimnisvolle Volk (2012), wird die Zeitreise eines Nürnberger Jungen ins Mittelalter in die Zeit um 1480, als die Roma nach historischen Quellen in Deutschland auftauchten, für Jungen ab etwa zwölf Jahren erzählt. Anschaulich und gut recherchiert werden die Lebensumstände in der mittelalterlichen Stadt geschildert, die Dunkelheit und Kälte während des Winters, aber die Beschreibung der geheimnisvollen Fremden mit der dunklen Haut und dem schwarzen, lockigen Haar verbleibt trotz der Perspektive des zeitreisenden Jungen aus dem 21. Jahrhundert alten Stereotypen und negativen Beschreibungen der Zigeuner verhaftet; die Möglichkeiten einer Zeitreise werden verschenkt. Stattdessen werden durch einen älteren Mann alle Gerüchte präsentiert, die damals und später über die Zigeuner kursierten: sie seien Spione der Türken, adlige Söhne hätten sich von der Schönheit der Zigeunermädchen betören lassen. Sie würden viele Schutz- und Zaubergebete kennen, und ihre Alten verstünden sich bestens aufs Wahrsagen und Handlesen. Sie glaubten nicht nur an Gott, sondern auch an Dämonen, Geister und böse Feen. Ihre Welt sei voll von den Heerscharen des Teufels.

In der  Form des Science-Fiction-Romans wählt Procházková in Wir treffen uns, wenn alle weg sind (2007) für ihr Schreckensszenario einer verseuchten Welt einen jungen Rom als positiv geschilderten Ich-Erzähler. Mojmir Demeter hat gerade ausgelernt, als ihn die Bitte seiner Ziehgroßmutter erreicht, sie noch einmal zu besuchen, bevor sie stirbt. Er fährt zu ihr in das abgelegene Dorf, pflegt sie und entgeht so dem Tod durch eine Seuche, die fast alle Menschen in Europa erreicht. Nach der überstandenen Seuche beginnt der eigentliche Terror der Überlebenden, die versuchen, sich gegen den Rest der Welt durchzusetzen. Die drei jungen Menschen, die sich bei der Suche nach ihrem Platz im Leben kennenlernen, haben gemeinsam, dass sie aus mehr oder weniger zerrütteten Familien stammen, sich früh an das Überleben in der Gesellschaft der Großstadt Prag gewöhnen mussten und so auch den Sprung in die Katastrophe überleben können.

3.7 Mädchenbücher

Es gibt auch Mädchenbüchern mit historischem Bezug wie die Erzählung von Follenius Dorothee (1899) über eine mutige Heldin, die in den Revolutionswirren von 1848 einem Zigeuner auf unkonventionelle Weise hilft, was ihr ermöglicht, später diesen Zigeuner, der als 'Krawaller' auftritt, davon abzuhalten, ihren adligen Onkel umzubringen.

Obwohl Simone van der Vlugt für eine Reihe historisch gut recherchierter Jugendbücher bekannt ist und Das Amulett aus den Flammen (1998) eine spannende Geschichte aus der Zeit der Hexenverfolgungen im 17. Jahrhundert ist, überrascht ihre Schilderung der positiv dargestellten Zigeuner als Fluchthelfer mit Widersprüchen. Denn obwohl diese ihre Verkleidung als Junge durchschauen, wird sie akzeptiert, werden die Tabubrüche des als Junge verkleideten Mädchen bei geschlechtsbezogenen Regeln lächelnd übersehen, sie wird bei ihrem Abschied sogar reich beschenkt.

Mehr Platz nehmen die Missionsgeschichen für Mädchen ein. 1872 erscheint von Ottilie Wildermuth (1817-1877) Das braune Lenchen. Nicht mehr das entführte bürgerliche oder adlige Kind, sondern das zu missionierende Zigeunerkind wird ins Zentrum gestellt. Eine gutbürgerliche Kaufmannsfamilie nimmt ein fast erfrorenes achtjähriges Bettelkind auf, das ihnen der Zigeunervater willig überlässt. Die fromme Hausmutter findet schnell heraus, "dass das arme Kind einige äußere Formen der katholischen Kirche gelernt hatte, ohne jedoch von der wahren Bedeutung des christlichen Glaubens einen Begriff zu haben" (Wildermuth 1872, S. 9). Eine Anspielung auf das Kinderraubmotiv der Romantik findet sich in den Überlegungen der Pflegeschwester: "Klara wartete jetzt nicht mehr auf die Zeit, wo eine fremde Gräfin kommen und das geraubte Lenchen in Glanz und Herrlichkeit heimführen werde" (ebd., S. 33). Nach einer Zwischenzeit von zehn Jahren bei den Zigeunern kehrt Lenchen nach dem Tod des Vaters zurück: "Ein Zigeunerkind war ich, aber ein Zigeunerweib wollt ich nicht werden" (ebd., S. 50). "Und mit der Treue eines Kindes und mit der Demut einer Magd blieb Lene im Haus" (ebd., S. 51), pflegt den Vater der Kaufmannsfamilie und betreut die Geschwister und deren Kinder in aufopfernder Weise.

In Komteßchen und Zigeunerkind (1914) erzählt Schumacher von der Mädchenfreundschaft zwischen einer jungen Komtess und einem Zigeunermädchen, das die angebotene Integration als Dienstmädchen auf dem Schloss aufgibt, als ihr Vater krank wird. Ihren Halt findet das Zigeunermädchen in der geschenkten Bibel, aber vorher heißt es: "Zigeuner beten nicht, deshalb sind sie auch so verlogen und verstohlen und haben keinen Halt im Leben und Sterben" (Schumacher 1914, S. 43f.). Im Zigeunerlager in Galizien beschützt sie gräflichen Besuch vor den aggressiven Zigeunern, bei denen sie lebt. Ihr jüngerer, blinder Bruder, ein gräfliches Patenkind, wird in einer Blindenanstalt aufgenommen und ausgebildet, was ihm die Möglichkeit bietet, am Dorfrand heimisch zu werden und zu heiraten. Er ist für den Stamm verloren, weil er nur noch Deutsch kann, so die Begründung der Autorin.

Karin Michaelis' Bibi, dieses so zeituntypisch selbstständige Mädchen, reist durch ganz Europa und schreibt Briefe an den Vater und die Großeltern in Dänemark, die in mündlicher Sprache abgefasst und wiedergegeben sind. Die dänische Autorin lässt in Ole und Bibi (1931), dem dritten Band der Mädchenbuchserie, sehr ärmliche Zigeuner als Nebenfiguren in einer Episode in der CSSR auftreten. Ähnlich wie in den Abenteuerbüchern für Jungen wirkt das Zigeunerlager zunächst positiv, weil die im nächtlichen Wald herumirrende Bibi froh ist, auf das Lager mit dem Feuer zu stoßen. Aber dann wird das Erlebnis zum Alptraum gesteigert, sodass Bibi später verzichtet, von diesem Abenteuer mit den "bösen Zigeunern" in ihren Briefen zu berichten. Nicht nur schmeckt die angebotene Suppe so grauslich, dass Bibi sie trotz ihres Hungers ausspuckt, der Knochen darin könnte von einem Menschen stammen (!), ihr Lager in einem der ärmlichen Zelte besteht aus stinkenden Lumpen, die Kinder krabbeln ständig an ihr herum, und am nächsten Morgen sind alle Zigeuner weg wie auch ihr Geldtäschchen, ihr Ausweis und ihre Kette. Nicht einmal Bibis Beobachtung, dass die Zelte dieser Zigeuner ärmlicher sind als die in Dänemark, führt zu einer differenzierteren Schilderung der Autorin, deren Bücher neben vielen anderen 1937 in Deutschland verboten wurden, weil sich die Autorin "gesellschaftlich und politisch gegen die deutsche Volksgemeinschaft gestellt" habe (Aley 1967, S. 63). 

Im Stil der konservativen Fünfziger Jahre später findet sich eine andere Mädchenbuchserie aus Dänemark um die Förstertochter Susi. In Stevns' Susi und ihr Schützling (1954) rettet Susi ein Mädchen aus dem Moor, das sich als misshandeltes Zigeunerkind entpuppt. Mit Hilfe der Eltern wird das Mädchen aus den Händen der brutalen und hässlichen Zigeuner befreit. Es kommt in ein staatliches Fürsorgeheim für schwer erziehbare Mädchen, aber dann findet sich eine bessere Lösung als Adoptivkind eines Schriftstellers, der die Geschichte ihres verunglückten Vaters aufklären und ihr dessen Geige übergeben kann. 

Unabhängig von der Verfolgung im Nationalsozialismus und der weiterhin geltenden Verachtung nach 1945 lebt das Zigeunerbild mit dem fahrenden Volk, dem tanzenden Mädchen weiter wie in Grunds Rosita, das Zigeunermädchen (1957). Im Mittelpunkt des Zigeunertreffens, das alljährlich in St. Maries de la Mer an der Rhone-Mündung feierlich begangen wird, steht Rosita, eine begabte Tänzerin, die im Zigeunerkönig Solos einen Beschützer und Vater findet, der für ihre Ausbildung als Tänzerin sorgt. In der Handlung sind viele belehrende Züge eingefügt über Geschichte, Organisation und Lebensweise der Roma. Das Buch wurde in der JSW besonders für Mädchen ab 12 Jahren empfohlen und in acht Auflagen herausgebracht, weil "sich die heutigen Zigeunerfürsten, die Gitanes, ernstlich darum mühen, ihre Stammesbrüder zur Sesshaftigkeit und zum Erlernen ehrenhafter Berufe zu erziehen" (1959, S. 36). 

Noch stärker richtet sich die Liebesgeschichte der 16-jährigen Französin mit dem spanischen Medizinstudenten Manolo von de Cesco (1964) an die Lesebedürfnisse heranwachsender Mädchen, vor allem wenn es um die geradezu magische Beziehung der Beiden geht. Erst nach dem Tod des Vaters erfährt Manolo, dass er ein adoptiertes Zigeunerkind ist, das der Vater als Ersatz für eine Fehlgeburt seiner Frau einer armen Zigeunerfamilie abgekauft hat.  Manolo will die Bestätigung seiner Herkunft durch die Zigeuner, findet die alte Zigeunerin, die den Handel miterlebt hat und ihn mit Hass verscheucht. Aber er kehrt mit Medizin für ein schwerkrankes Kind in die Höhle zurück, in der die dreckigen, aggressiven Zigeuner in Lumpen hausen. Als das Kind dennoch stirbt, steinigen die Zigeuner ihn, seinen Tod verhindert die Alte nur aus Angst vor der Polizei. Am Schluss steht der Schwur der jungen Liebenden, sich wiederzusehen und dann nie mehr zu trennen!

Ganz anders sieht für deutsche Autoren das Leben von Zigeunern in Deutschland aus. Die 16-jährige Ludili in Heiss' Das Paparuda-Lied (1973) lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel in dessen Wohnwagen, auf einem abseits gelegenen Müllplatz. Der Onkel möchte sich gegen den Willen der alten Zigeunermutter von den Bräuchen der Zigeuner lossagen. Er verdient sein Geld mit dem Verkauf von Teppichen im Straßenverkauf, bei dem er und die ihn unterstützenden Frauen immer wieder angegriffen und beleidigt werden. Über den Cousin Janko, der eine Ausbildung als Geiger macht, wird Ludili als Sängerin entdeckt und von einem Manager unter Vertrag und in eine Ausbildung genommen, der sie und Janko als Zigeunerduo herausbringt. Zweimal entflieht Ludili der stark disziplinierenden Aus-bildung, gerät schnell unter Diebstahlsverdacht und erkennt, dass sie nur mit Janko dem Wohnwagen des Onkels und den Heiratsplänen der Alten entkommen kann. Auch ihr Roma-Lied eignet sich nur in der veränderten Text- und Musikfassung für den erfolgreichen Auftritt. Für einen Vergleich geben die Autobiografie von Marianne Rosenberg Kokolores (2007) oder das Buch von Dotschy Reinhardt Gypsy: Die Geschichte einer großen Sintifamilie (2008) ein differenziertes und völlig anderes Bild über den Weg einer begabten Sängerin in die Welt der Pop-Musik.

In einer Andeutung von Liebesgeschichte lässt Walbreckers Miriam und der Mann mit dem Windvogel (1995) einen flüchtigen Rom mit einem reichen Mädchen zusammen treffen, die vor der emotionalen Kälte der Eltern geflohen ist. Miriam verliebt sich in Joan, den geheimnisvollen Fremden, der auf einen Pass wartet, während seine Familie schon wieder abgeschoben wurde nach Rumänien. Joan will nach Spanien, um dort als Gitarrist zu leben. Er erzählt von der jahrhundertealten Verfolgung der Roma, ihren Berufen wie Gaukler, Schmiede, Musiker, Scherenschleifer, Tänzer und Traditionen, von frühen, arrangierte Heiraten, aber auch den Veränderungen im Leben der Roma. "Viele von uns sind sesshaft geworden. Die Kinder gehen fast alle in die Schule. Manche studieren sogar. Andere arbeiten in Fabriken oder sind Händler mit eigenen Läden." (Walbrecker 1995, S. 128f.). Der junge Rom wird als Gegenwelt inszeniert, naturhaft, mystisch, romantisch, abergläubisch: "Ich habe es im Blut. Ich möchte frei sein." Eine romantisch aufgeladene Inszenierung des "Zigeunerkonstruktes" (Carstiuc 2011, S. 74).

Völlig aus dem Rahmen der bisher besprochenen Mädchenbücher fällt die einzige Übersetzung aus dem Amerikanischen: Spieglers Purpurfeuer (2008), ein spannender Roman über ein sehr starkes Mädchen, der zur Identifikation und Auseinandersetzung provoziert. Serena und ihre Schwester Weide leben ausgestoßen aus ihrem Clan mit Weides unehelicher Tochter. Als Zara ihnen durch die Behörden weggenommen werden soll, versucht Serena dies mit ihrer ganzen Kraft zu verhindern, sie muss flüchten. Bei einer Gruppe ihres Clans sucht sie Schutz und Aufnahme, aber erst nach einem Schatzfund, tapferen Einsätzen für andere und dank der Hilfe von Schem, der mit ihrer Hilfe den Clan wechseln will, gelingt ihr zusammen mit ihm ein Neuanfang, ganz außerhalb des üblichen Frauenschicksals. Man kann das Buch als Fantasy-Roman lesen, in dem aber – und das unterscheidet dieses Buch deutlich von der Mehrheit der Fantasy-Geschichten – die Fragen nach Moral, Gesetz und Recht und der Rolle der Frauen auch bei Rom-Völkern mit aller Deutlichkeit gestellt werden.

3.8 Lyrik: Zigeunerlieder in der Jugendbewegung

Einen interessanten Ansatz zur Beurteilung von Zigeunerliedern hat Hans Heintze gewählt in Ich bin ein gemeiner, zerlumpter Zigeuner... Das Bild der "Zigeuner" in Liedern deutscher Jugendbünde (2010). Das Bild der drei Zigeuner von Ferenc Pongracz' Geige spielender Zigeuner (Die drei Zigeuner) von 1836 aus der Ungarischen Nationalgalerie in Budapest war Anstoß und Grundlage für das bekannte Gedicht von Nikolaus Lenau (1802-1850) Die drei Zigeuner von 1838, das 1911 von Theodor Meyer-Steineg vertont wurde. Lenau zeichne die Zigeuner positiv, keinesfalls als arbeitsscheues Gesindel. Aber er nutze sie vorrangig nur als Spiegel seiner eigenen Probleme (vgl. Heintze 2010, S. 152).  

Heintze zeigt im Folgenden durch Beispiele aus Liederbüchern der Jugendbünde, dass jugendbewegte Autoren seit den 30er Jahren die Zigeuner mit Sympathie und Interesse besungen haben und auswählten, worin sie sich wiederzuerkennen glaubten: Fernweh, Naturnähe, Neigung zur Musik, intakte Familien, Opposition zur Gesellschaft. Alle Lieder beziehen sich auf Roma der Vergangenheit, auf freiheitsliebende Vaganten in von Pferden gezogenen ärmlichen Wagen. Die moderne Situation ist in diesen Liedern weitgehend unbekannt, Kontakte zu Roma und Sinti gibt es kaum, der Völkermord durch die Nationalsozialisten bleibt ausgeblendet. Damit stützt Heintze nachdrücklich die These, dass das Fremdbild in den Zigeunerliedern Ausdruck der eigenen Befindlichkeit war, auch nach zwölf Jahren Diktatur im Faschismus, aber nichts mit der Realität der Roma, ihrer Geschichte und Gegenwart zu tun hat.

Als Alternative erscheinen Lieder und Texte auf Romanes wie Requiem für Kaza Katharina (1994) und die auch mit deutscher Übersetzung erschienenen Liederhefte von Steinbrincker Hej Romale (1993) und Hej Schavale (2009). Die Edition von Anja Tuckermann Sinti und Roma hören versteht sich als musikalisch illustrierte Reise durch die Kulturgeschichte der Sinti und Roma von den Anfängen bis in die Gegenwart.

3.9 Theaterstücke

In einer Sammlung leicht aufführbarer Theaterstücke für Mädchen, wie sie offenbar um die Jahrhundertwende beliebt waren, wird das Kinderraub-Motiv aufgegriffen. In Kleebecks Luja, das Zigeunermädchen (1913) kehrt die angebliche Ausreißerin, die geraubt worden war, in das Heimatdorf zurück und wird aus den Fängen der Zigeuner-Großmutter befreit. 

Erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelten verschiedene, meist kleine Bühnen oft auf einer literarischen Vorlage Theaterstücke, in denen Roma und ihr Leben und ihre Verfolgungsgeschichte Thema ist. 

Nach dem Roman von Jan Yoors, Die Zigeuner, gibt es ein Bühnenstück mit vielen Liedern der Roma vom Frauenchor Loli Ruza Tübingen. Grundlage sind die autobiografischen Erinnerungen des belgischen Autors, der als Zwölfjähriger von einer Roma-Familie adoptiert wurde und mit ihr zehn Jahre  lang (1934-1944) durch Europa zog.

Daskind nach dem autobiographischen Roman von Mariella Mehr (1997) über ihre geraubte Kindheit und ihren Widerstand in verschiedenen Heimen, nachdem sie ihren Jenischen-Eltern weggenommen worden war, wurde 2011 durch die Zweiergruppe der Cantadores am Theater Rampe in Stuttgart in der Regie von Adriana Kocijan aufgeführt.

Nach der Geschichte des Boxers Johann Trollmann wurde das Theaterstück Trollmanns Kampf entwickelt und 2010 in Hannover uraufgeführt.

Das TAK Theater im Aufbau in Berlin-Kreuzberg hat 2014 zwei Produktionen herausgebracht. In Das Verschlingen setzt sich das junge Ensemble anhand von Geschichten, Dokumenten, Interviews und Zeitzeugenberichten mit dem Porajmos an Sinti und Roma auseinander: Christiane Richers legt ihrem biografisch-fiktiven Theaterstück Spiel Zigeunistan Interviews mit Angehörigen der Familie Weiss in Hamburg zugrunde und fragt danach, was hinter den Vorurteilen gegenüber Sinti und Roma steckt. Einbezogen wird die Geschichte des Boxers Rukeli.

Am ehesten für Kinder geeignet ist die Kombination von Vergangenheit und Gegenwart in Robert Thayenthals Zacharias’ lange Reise von 1991, in dem Gitarrenmusik und Gesang als selbstständiges Ausdrucksmittel verwendet werden. Zwei Roma, der alte Zacharias und ein junges Mädchen, leben in einem Wohnwagen abseits der Stadt neben einer Müllhalde. Sie sind aus einem Asylbewerberheim geflüchtet und hoffen auf Pässe durch den Schrotthändler, die ihnen ermöglichen sollen, sich frei zu bewegen. Das Mädchen freundet sich mit einem Jungen aus der nahen Stadt an, der sich neugierig genähert hat. Nachts werden sie von Jugendlichen überfallen. Später kommen Polizisten und verhaften den alten Roma. Immer wieder wachgerufen und mit dem aktuellen Geschehen geschickt verbunden wird die traumatische Erinnerung des alten Mannes an die Ermordung seiner Mutter während des Nationalsozialismus, die er als kleiner Junge erlebt hat. Ebenso werden Märchen, erzählte Geschichten und die Figuren dieser Geschichten in den Ablauf der Geschichte verwoben. Am Ende steht die Abschiebung zurück nach Rumänien.

3.10 Comic

Es ist zu unterscheiden zwischen Comic-Adaptionen literarischer Vorlagen und Comics, in denen Zigeuner in einzelnen Episoden der Comic-Helden auftauchen, und neuen Mischformen, in denen es um die Stellung von Sinti und Roma in den gegenwärtigen Gesellschaften geht.

Dolle-Weinkauff beschreibt die unterschiedliche inhaltliche wie stilistische Gestaltung der Comic-Adaptionen von Victor Hugos Glöckner von Notre-Dame durch Paul Gillon und Disney, von Jules Vernes’ Kurier des Zaren und die Marginalisierung der Zigeuner in den Dracula-Adaptionen von Fernando Fernandez. Bei der nach dem Animationsfilm gezeichneten Version bei Disney wird aus dem geraubten Kind bei Hugo eine "echte Zigeunerin", eine "vitale Selbsthelferin und Durchsetzerin des Prinzips der Gerechtigkeit" (Dolle-Weinkauff, in: Awousi 2000, S. 103).

In Die Juwelen der Sängerin in der Reihe Tim und Struppi bringt der Autor Hergé zu Beginn eine Zigeunerfamilie dadurch in die Nähe des Tatortes, dass Tim und Kapitän Haddock ein verirrtes Kind heimbringen und sich mit der Familie anfreunden. Er entwickelt ein durchaus freundlich und antidiskriminierend gemeintes Bild vom Fremden, das das tradierte Bild vom diebischen Zigeuner relativiert, was aber durch die klischeehafte Darstellung typisierter Figuren, ihre Sprache und ihre gezeichneten Lebensumstände jedoch konterkariert wird. (Dolle-Weinkauff, in: Awousi 2000, S. 107)

In Asterix und Obelix in Spanien (1997), sind Zigeuner wie in den historischen Jugendbüchern Helfer der Flüchtlinge mit durchaus positiven Eigenschaften. Dagegen sind sie z.B. in den Ausgaben von Meckis gesammelten Abenteuern von 1958 und ihrer Neuauflage von 2009 negativ gezeichnete Figuren.

Im DDR-Comic Abrafaxe gibt es Zigeuner in den Folgen mit Hans Wurst und Ludas Matyi von 1978 bis 1980. Die Geschichte spielt um 1700 und behandelt die Kuruzen-Aufstände in Ungarn gegen die Habsburger nach Vertreibung der Türken, es geht dabei immer um den Kampf des Volkes gegen die Herrschenden. Die Abrafaxe ziehen mit einem kleinen Wagen, einer Komödiantenbühne, durch die Lande. Ein Freund, die Hauptfigur Ludas Matyi (adaptiert aus der zeitgenössischen humoristischen Verserzählung von Mihaly Fazekas), tritt als Kundschafter in der Verkleidung des vergnügten vagabundieren Zigeuners mit Geige (4/1978) auf. Die Schausteller-Familie gewährt den Helden in ihrem Zigeunerwagen Unterschlupf (2/79). Die Figurenzeichnung folgt generell folkloristischen Klischees, gibt aber keine negativen Stereotype wider. In der Begegnung erscheinen die Figuren gleichberechtigt. 

Im Konzentrationslager (1991) von Walter Moers ist eine bissige und zugleich geniale Satire, in der eine Erzieherin versucht drei kleinen Kindern das B beizubringen. Auf die Frage von einem der Kinder, der Sinto ist: "Ist das hier ein Konzentrationslager?" entwickelt Moers ein Gespräch, in dem die stereotypen Vorstellungen der Erzieherin wie der Kinder über Zigeuner, Sinti, fahrendes Volk einfließen. Der Comic eignet sich als zentraler Schlüsseltext sowohl im Deutsch- als auch im Ethik- und Geschichtsunterricht. 

In einer aufwändig gestalteten Montage aus Schwarz-Weiß-Fotos und flächigen, bunten Comicstrip-ähnlichen Zeichnungen findet sich in den Texten Reisen zu den Roma von Guibert/Keler/Lemercier (2012) eine Annäherung und Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Situation der Roma auf dem Balkan. 

3.11 Kinder- und Jugendfilm

Die 10teilige TV-Serie Mond Mond Mond für Kinder ab acht Jahren (1977, 2005 als DVD) erzählt – basierend auf dem Jugendbuch von Ursula Wölfel von 1962 – von dem achtjährigen Sinti-Mädchen Pimmi, die mit ihrer älteren Schwester Nauka auf der Suche nach ihrer Familie ist.

Eine weitere starke Mädchenfigur ist das Zigeunermädchen Unku, die ihrem Freund Ede im Berliner Arbeitermilieu der 20er Jahre zeigt, was Solidarität und Freundschaft für sie als Sinteza bedeuten – heiter und nachdenklich zu sehen im Film Als Unku Edes Freundin war (1981) nach dem Buch von Alex Wedding.

Weitere Kinder- und Jugendfilme beschäftigen sich mit der Suche der Kinder nach Nähe und Vertrautheit in Gestalt von Vätern oder Großeltern: Trunksüchtige Väter (Das weiße Zauberpferd, 1992), unbekannte Väter (Brankos Vater, der als Geiger durchs Land zieht, in Die rote Zora, 2008), oder ein pfiffiger Vater, der sich gegen die Herrschenden zur Wehr setzt und sich mit seinem Wohnwagen nicht vertreiben lässt, in dem unterhaltsamen Spielfilm Danny oder die Fasanenjagd (1989).

Diese positiven Zigeunerbilder transportieren zwar auch Stereotype und Klischees, bieten aber zugleich Identifikationsmöglichkeiten mit sympathischen Außenseiterfiguren. Diese bleiben immer Persönlichkeiten und Individuen, deren 'Anders-Sein' sich nicht in der Zugehörigkeit zu einem 'fremden Volk' auflöst.

Im Gefolge der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma der 80er Jahre sind Filme entstanden, die die traditionelle Inszenierung des Zigeunerbildes im Medium selbst hinterfragen und neue Bilder und Figuren vorstellen, die aber nicht immer den Fallen der Ethnisierung entgehen (Uerlings 2011). Engagierte Regisseure wie der Rom Toni Gatlif initiierten 2012 das Netzwerk International Romani Film Commission (IRFC).

Aus Osteuropa stammen die drei Filme: Der ungarische Kinderfilm Kati von der letzten Bank (1978) nach dem Buch von Maria Halasi entlarvt witzig und respektlos die gängigen Zigeunerklischees, indem er Kati, unterstützt von der Lehrerin, zu einem positiven Selbstbild verhilft wie zu einem Platz in ihrer Klasse und Schule. Von dem schwierigen, aber letztlich erfolgreichen Versuch, Roma-Kinder gegen den Widerstand der Roma-Eltern zu unterrichten und ihnen so einen Weg zu Bildung und Teilhabe zu ermöglichen, erzählt der tschechoslowakische Film von 1986 Such dein Glück Zigeuner nach dem Buch von Joseph Pohl Dudeks Kinder von 1977. Blue Gypsy des serbischen Regisseurs E. Kusturica, der in das Gemeinschaftsprodukt von sieben Regisseuren Alle Kinder dieser Welt von 2005 eingebettet ist, erzählt realistisch von dem Jugendlichen Uro im heutigen Serbien, für den das Gefängnis eine letzte Zuflucht ist.

Neben diesen fiktionalen, erzählenden Filmen gibt es eine wachsende Anzahl von (semi-) dokumentarischen (Kurz-)Filmen, meist jüngeren Datums und oft nur auf Filmfestivals zu sehen. Diese Filme versuchen realistische Portraits von Romagruppen zu zeigen, fokussieren dabei die einzelnen Menschen in ihrer Besonderheit und Einzigartigkeit. Ein frühes Beispiel (1980/81) ist das Portrait des Sintimädchens Brigitta in Wir sind Sinti-Kinder und keine Zigeuner von den Filmemacherinnen Katrin Seybold und Melanie Spitta. Brigitta lebt mit ihrer Familie auf dem "Landfahrerplatz" am Rande einer bayrischen Kleinstadt. Die Familienmitglieder sprechen Romanes und halten sich an die traditionellen Sitten. Our School, eine rumänisch-amerikanisch-schweizerische Gemeinschaftsproduktion von 2011, über vier Jahre gefilmt, zeigt, wie drei Romakinder optimistisch und auch humorvoll ihren Widerstand gegen Rassismus und Vorurteile entwickeln – ein einzigartiges Dokument für die Widerständigkeit und Resilienz dieser Jugendlichen.

Von den Filmerzählungen und -dokumentationen, die das Grauen des Völkermordes an den Sinti und Roma im Faschismus bearbeiten, ist der herausragende und zugleich für die pädagogische und historisch-politische Auseinandersetzung mit Jugendlichen bedeutsamste Spielfilm Sidonie in der Regie von Karin Brandauer, 1991 in Österreich als Koproduktion von ORF, BR und Diogenes-Verlag produziert und als DVD (2011) zu kaufen. Der Film ist zeitgleich mit Erich Hackls Erzählung Abschied von Sidonie und unter seiner Mitwirkung (Drehbuch) entstanden. Buch und Film erzählen die authentische Geschichte Sidonie Adlersburgs. Mit der Bitte um Eltern wird das Zigeunerkind an der Portiersloge des Krankenhauses von Steyr (Oberösterreich) abgegeben. Nach einer kurzen glücklichen Zeit bei ihren fürsorglichen Pflegeeltern können diese das Mädchen nicht vor dem Tod im Konzentrationslager bewahren. Das Buch ist auf den Literaturempfehlungslisten für die Oberstufe zu finden. Es gibt umfängliches Ergänzungs- und didaktisches Material zu Buch und Film.

1994 auf der Basis umfangreicher Recherchen und Interviews entstanden, zeigt Michael Krausnicks Dokumentarfilm Auf Wiedersehen im Himmel. Die Sinti-Kinder von der St. Josefspflege das Schicksal der Sinti-Kinder, die 1943/44 in dem katholischen Heim zum Zwecke der nationalsozialistischen "Rassenforschung" durch Eva Justin und Robert Ritter missbraucht wurden. Ergänzend veröffentlicht Krausnick 2001 die unglaubliche und ihm erst im Zuge des Filmprojekts zugänglich gewordene Überlebensgeschichte der Angela Reinhardt im gleichnamigen Buch. 

In dem Doku-Drama Gibsy – Die Geschichte des Boxers Rukeli Trollmann von 2012 zeichnet Regisseur E. Besuden anhand von inszenierten Szenen, Archivmaterial und Zeitzeugeninterviews das Leben des Johann Trollmann nach, dessen erfolgreiche Boxerkarriere von den Nazis beendet und der nach der Verhaftung 1944 in einem Außenlager des KZ Neuengamme erschlagen wird. Zu Trollmanns Leben gibt es den Kurzfilm Rukeli von Sabine Neumann von 2007.

Von Jugendlichen gemacht ist das einfühlsame und eindringliche filmische Portrait der österreichischen Künstlerin und Auschwitz-Überlebenden Ceija Stojka. Die Jugendlichen eines Wiener Gymnasiums haben in ihrem Film Ame Sam Romm – Wir sind Roma nicht nur Ceija Stojkas und ihrem künstlerischen Schaffen und ihrem unentwegten Engagement als Zeitzeugin wenige Monate vor ihrem Tod (Januar 2013) ein Denkmal gesetzt, sondern zeigen weitere Begegnungen mit einer Kultur, die ihnen vorher fremd war.

4 Didaktik

Ziel der pädagogischen Arbeit in Schule und Unterricht sollte neben der sachkundigen Vermittlung von Wissen über die Geschichte und Gegenwart der nationalen Minderheit vor allem die Dekonstruktion antiziganistischer Stereotype sein. Das setzt ein Bewusstsein der Unterrichtenden über die eigene vorurteilsgeprägte Ausgangslage voraus. Das 2012 erschienene Methodenhandbuch zum Thema Antiziganismus für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit bietet auf der Basis eines gut durchdachten und fundierten Aufbaus und Konzepts eine Fülle von praktischen Übungen und Vorschlägen, die je nach Situation und Bedarf eingesetzt werden können. Alle Übungen werden mit Lerninhalten, Ressourcen, Ablauf und Auswertung konkret vorgestellt. Die Übungen setzen am Erfahrungshorizont und der Lebenswelt der Jugendlichen an, sind weniger kognitiv-dialogisch als spielerisch-kommunikativ und tragen so dazu bei, emotional tief verankerte Gefühle und Muster von Unterrichtenden wie Schülern zu berühren und aufzubrechen.

Seit Ende der 90er Jahre haben sich insbesondere die Organisationen der Sinti und Roma auf nationaler Ebene sowie auf Länderebene darum bemüht, Materialien und Hilfen für den Unterricht zur Verfügung zu stellen, deren Schwerpunkt vor allem die Verfolgungsgeschichte ist. 

Die Ausstellung Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma (1999) des Heidelberger Dokumentationszentrums, zu der es didaktisches Material gibt, die Ausstellung Hornhaut auf der Seele – zur Geschichte der Verfolgung der Sinti und Roma in Hessen und ein Medienkoffer zur Geschichte der Sinti und Roma – Antiziganismus, der hessischen Schulen seit 2009 zur Nutzung übergeben wurde, ermöglichen ausgehend von den Lese- und Sehgewohnheiten der Kinder und Jugendlichen ein didaktisches Konzept, das alle Medienformate bis hin zum Computerspiel in den Blick nimmt, vielfältige Zugänge bietet und den Weg für Perspektivwechsel und Empathie ebnet. Die didaktisch interessanten Texte/Medien sind fast ausnahmslos biografische und/oder autobiografische literarische und künstlerische Bearbeitungen gelebter Geschichte oder Erinnerungsliteratur. Diese eindringlichen Texte und Bilder können zu einer veränderten Sicht der Jugendlichen auf die Geschichte und sich selbst führen. Ein solcher Text ist auch das 2006 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Jugendbuch von Tuckermann "Denk nicht, wir bleiben hier!“ Die Lebensgeschichte des Sinto Hugo Höllenreiner (2005). In der Städtischen Hauptschule Wermelskirchen ist unter der Leitung der Lehrerin Marie-Luise Lichtenberg ein umfangreiches Auschwitz-Projekt Die Geschichte ist kaum zu ertragen mit einer Ausstellung und einem Film entstanden. 

Einen breiten Überblick über pädagogische Materialien aller Bundesländer bietet die 2010 vom Zentrum für Lehrerbildung an der Universität Potsdam herausgegebene Handreichung Deutsche Sinti und Roma. Eine Brandenburger Minderheit und ihre Thematisierung im Unterricht. Diese liegt als Onlineversion vor und bietet außerdem vielfältige Hinweise und Anregungen für einen fächerübergreifenden Unterricht über die Geschichte und Gegenwart der Sinti und Roma. Die gut ausgearbeiteten und anregenden Unterrichtsvorschläge zeichnen sich durch unorthodox erscheinende Zugänge und eine Verknüpfung des historischen Stoffes mit der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen aus. Es handelt sich um Vorschläge für vor allem den Politik-, Geschichts- und Deutschunterricht. Einzelne Bausteine sind: 1. Walter Moers Comic Im Konzentrationslager 2. Buch und Film Ede und Unku 3. eine Produktrallye zum Zigeuner-Begriff und 4. Liedtexte und Musik von Dotschy Reinhardt. 

Die 2004 von der Uni Graz entwickelte Rombase Pädagogik ist eine aus Handbuch, Curriculum und Materialien bestehende Handreichung für LehrerInnen, Roma-MediatorInnen und alle anderen an Geschichte und Kultur der Roma Interessierte. Zielgruppe des Angebots sind Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren. Es gibt eine Fülle von didaktischen Analysen zu Filmen und Büchern (z.B. Hackls Sidonie). Zum anderen gibt es das webbasierte Handbuch für Lehrende – Das Schicksal der europäischen Roma und Sinti während des Holocaust, das vor allem mit Biografien und Fotos einen interaktiven Zugang für Jugendliche ermöglicht. 

Anmerkung

Überarbeitete Fassung des Artikels "Zigeuner" – Sinti/Roma aus: Kinder- und Jugendliteratur – ein Lexikon, hrsg. von Kurt Franz, Günter Lange u. Franz-Josef Payrhuber im Auftrag der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V., Volkach, Corian-Verlag, Meitingen, Teil 6, 54. Ergänzungslieferung, 2/2015

 

Die AutorInnen sind Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) der GEW.


5 Bibliographie 

5.1 Primärliteratur

Hier finden Sie zudem eine Bibliographie zu Zigeunerfiguren, Sinti und Roma in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur der Projektgruppe "Zigeunerbilder" der AG Jugendliteratur und Medien (AJuM der GEW), die Christian Pommering zusammengestellt hat (Stand: Juli 2016).

Kinder- und Jugendliteratur

  • Arthur, Robert: Alfred Hitchcock, die drei ??? und der sprechende Totenkopf. Aus dem Amerik. v. Lore Puschert. Stuttgart: Franckh 1970, leicht veränderte Neuausgabe 2009 (Rev. Edition, New York 1984).
  • Asbeck, Wilhelm Ernst: Hildings Tod - Von Schweden, Zigeunern und einer Weissagung. Dritte der Geschichten um Knut Eriksson.  Skaldenbuch. Schmidt & Spring, Leipzig 1935.
  • Bergengruen, Werner: Zwieselchen und Turu-Me. Ill. v. Fritz Kredel. Stuttgart: K.Thienemanns Verlag 1931.
  • Blyton, Enid: Fünf Freunde beim Wanderzirkus. Aus dem Engl. v. Werner Lincke. Ill. v. Eileen A. Soper. Stuttgart: Blüchert 1955, Bassermann 2010 (London 1942). 
  • Blyton, Enid: Fünf Freunde helfen ihrem Kameraden. Aus dem Engl. v. Werner Lincke. Bertelsmann 1955. Aus dem Engl. v. Erika Honolka. Hamburg: Blüchert 1955, Bassermann 2010 (London 1948).
  • Blyton, Enid: Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen. Aus dem Engl. v. Ilse Winkler-Hoffmann. Ill. v. Wolfgang Hennecke. Hamburg: Blüchert 1964. Neubearbeitung ab der 37. Auflage 1997 von Elisabeth Lang: Fünf Freunde und die wilde Jo. Aus dem Engl. v. Ilse Winkler-Hoffmann, Beatrice Schott, Ill. v. Eileen A. Soper. Bassermann 2011 (London 1951).
  • Blyton, Enid: Fünf Freunde jagen die Entführer. Aus dem Engl. v. Ilse Winkler-Hoffmann. Ill. v. Eileen A. Soper. München: Hamburg: Blüchert 1961. Bassermann 2010 (London 1954).
  • Bondoux, Anne-Laure: Die Zeit der Wunder. Aus dem Franz. von Maja von Vogel, Hamburg: Carlsen 2011.
  • Brooks, Kevin: Lucas. Aus dem Engl. v. Uwe-Michael Gutzschhahn. München: dtv 2005.
  • The Road of the Dead. Aus dem Engl. v. Uwe-Michael Gutzschhahn, München: dtv 2008.
  • Burningham, John: Trubloff - die Maus, die Balalaika spielte. Aus dem Engl. v. Hildegard Krahé. Ill. v. John Burningham. Ravensburg: Maier 1971 (London 1964).  
  • Capteyn, Willem: Tibor. Aus dem Niederländ. von Rolf Erdorf. - Recklinghausen: Bitter 1994. (Tibor - Vlucht naar de vrijheid). 
  • Cesco, Federica de: Manolo. Aus dem Franz. v. Bruno Berger. Ill. v. Marianne Bruckner. Solothurn: Schweizer Jugend-Verlag 1964. Zürich, Köln: Benziger 1978.
  • Dennler, Georg: Zigeunerfrieda, in: Onkel Knolle - Ein Bilderbuch mit lustigen Reimen. Ill. v. Pommerhanz. Augsburg: Verlag H. Mühlberger 1910. Nachdruck mit Vorwort von G. Wallraff und Nachwort von Kurt Holl von Roma e.V., Köln 1991.
  • Fitinghoff, Rosa: In fremden Händen. Aus dem Schwed. v. Thea Staedtler. Ill. v. Kurt Mann. (Das Vogelnest). Stuttgart: Gundert 1939. 4. neubearb. Aufl. 1952. Illustrierte Brockhaus-Bücherei 1963 (Stockholm 1925).
  • Floden, Halvor: Das Mädchen von der Landstraße. Aus dem Norw. v. Käthe Miethe, Ill. v. Klaus Gelbhaar. Köln: Schaffstein 1950 (1936).
  • Flood, Chelsey: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Aus dem Engl. v. Petra Koob-Pawis. Würzburg: Arena 2014. (London 2013).
  • Follenius, Sofie von: Dorothee. Erzählung aus dem Jahr 1848. Köln: Bachern 1899.
  • Frieser, Claudia: Oskar und das geheimnisvolle Volk. Ill. v. Constanze Spengler. Hamburg: Dressler 2012.
  • Fromme, Martha: Anita, die Zirkusreiterin. Was ein kleines Mädchen bei den Zigeunern erlebte. Ill. v. Helene Kirschke. Stuttgart: Gundert 1936. Ill. v. Johannes Grüger. 1950 (Sonne und Regen im Kinderland, 67)
  • Galin, Dagmar: Ich heiße Paprika! Ill. v. Kurt Schmischke. Göttingen: Fischer 1955. (Göttinger Volksausgaben) 
  • Geiger-Hof, Anni: Sonja. In: Um Mitternacht - Kleine Geschichten. Pfullingen: Baum 1926. S.17-20. (unter Pseudonym Hanna Menken): Musikantenkinder - Eine Geschichte von fahrenden Leuten. Ill. v. Axel von Leskoschek. Stuttgart: Gundert 1931. (Sonne und Regen im Kinderland, 35).
  • Gleit, Maria: Abenteuer am See - Die Geschichte einer Freundschaft. Berlin, Leipzig: Hanns-Jörg Fischer 1939.
  • Górska, Halina: Der Zigeuner. In: Edda Werfel (Hrsg.): Kindergeschichten aus Polen. Frankfurt a.M.: Fischer-TB 1978, S. 63-78.
  • Grund, Josef Carl: Rosita, das Zigeunermädchen. Ill. v. Eva Kausche-Kongsbak. Reutlingen: Ensslin und Laiblin 1957. 7.verb. Aufl. Stuttgart: Spectrum 1979.
  • Gündisch, Karin: Cosmin - Von einem der auszog, das Leben zu lernen. München: dtv 2005. (Reihe Hanser).
  • Haacken, Frans: Django -  Eine Geschichte in Bildern. Ill. v. Frans Haacken. Ravensburg: Maier 1979.
  • Hackl, Erich: Abschied von Sidonie. Zürich: Diogenes 1989.
  • Hackl, Kurt: Willi der Ausreißer. In: Pfützenfritzchen und Anderes für unsere Lieblinge. Nürnberg: Pfützenfritzchen Verlag 1917.
  • Halasi, Maria: Kati von der letzten Bank. Aus dem Ung. v. Ursula Hansa und Eva Vajda. Stuttgart: Franckh 1966.
  • In der letzten Bank: Die Geschichte eines Zigeunermädchens. Aus dem Ung. von Gertrud Dubovitz. Berlin: Altberliner Verlag Groszer 1972.
  • Hamsun, Marie: Ola Langerud in der Stadt. Bd.3 der Langerudkinder. Aus dem Norw. v. I. Sandmeier und S. Angermann. Ill. v. Herman Pezold und G. A. Friedrichson. München: Langen 1929/1930. Wien: Tosa 1974. (Oslo 1928).
  • Hartmann, Lukas: Räuberleben. Zürich: Diogenes 2012.
  • Heiss, Lisa: Das Paparuda-Lied. Stuttgart: Herold 1973/76.
  • Held, Kurt: Die rote Zora und ihre Bande. Aarau: Sauerländer 1941. Düsseldorf: Patmos/ Sauerländer 2002. Sonderausgabe 2007.
  • Jakobs, Friedrich: Der Fischerknabe. In: Allwin und Theodor. Ein Lesebuch für Kinder,  1. Theil, Leipzig: Dykische Buchhandlung 1802.
  • Kipp, Friedrich: Der Zigeunerfriedel. Ill. v. H.W. v. Ponickau. Lengerich: Bischof und Klein 1939. (Klein’s Jugendbücherei 15).
  • Klaußner, Wolfgang: Jüppa und der Zigeuner. Aarau, Frankfurt a.M.: Sauerländer 1979. 
  • Klement, Robert: Sieben Tage im Februar. Wien: Jungbrunnen 1998.
  • Krausnick, Michail: Auf Wiedersehen im Himmel – die Geschichte der Angela Reinhardt. München: Bertelsmann 2001. Würzburg: Arena 2005 (Arena Life).
  • Elses Geschichte - Ein Mädchen überlebt Auschwitz. Ill. v. Lukas Ruegenberg. Frankfurt a.M.: Sauerländer 2007.
  • Kniese, Julie: Das verschwundene Heinerle - Seltsames Schicksal eines kleinen Jungen. Ill. v. Heinz Schnabel. Stuttgart: Loewe 1938.
  • Koenneritz, Isidora Maria: Der Schatz des kleinen Zigeuners und andere Erzählungen. Ill. v. Meta Voigt-Claudius. Gütersloh: Bertelsmann 1925.
  • Lee, Ronald: Verdammter Zigeuner. Aus dem Engl. v. Irmela Brender. Weinheim: Beltz & Gelberg 1978 (Montreal 1971).  
  • Lindgren, Astrid: Unter dem Kirschbaum, in: Sammelaugust und andere Kinder. Aus dem Schwed. v. Karl Kurt Peters. Ill. v. Ingrid Vang-Nyman. Hamburg: Oetinger 1952. S. 98-114. / In: Erzählungen. Aus dem Schwed. v. Karl Kurt Peters. Ill. v. Ilon Wiklund. Hamburg: Oetinger 1979, S. 60-67.
  • Löwen, Alexander von: Anna, das geraubte Kind. In: (Schriftenreihe) Deutsche Märchen Nr. 3, 1872. 
  • Luu, Que Du: Vielleicht will ich alles. Köln: Kiepenheuer und Witsch 2011.
  • Mead, Alice: Ein Lied für die Freiheit. Aus dem Engl. v. Salah Naoura. München: Bertelsmann 1997. 
  • Messetschkow, Nedjalko: Bango, der Zigeuner. Aus dem Bulg. v. Hartmut Herboth. Ill. v. Kurt Zimmermann. Berlin: Kinderbuchverlag 1960. 
  • Michalsky-Knak, Maria: Hantoro der Zigeunerknabe. Barmen Wichlinghausen: Bücherei Montanus 1922, Heft 1.
  • Michaelis, Karin: Bibi und Ole. Bd. 3 der Serie Bibi – Leben eines kleinen Mädchens. Ill. v. Hedvig Collin. Berlin: Stuffer Verlag 1931. Nachdruck Freiburg i.Br.: Kore 1995.
  • Mihaly, Jo (Pseudonym von Elfriede Steckel): Michael Arpad und sein Kind - Ein Kinderschicksal auf der Landstraße. Stuttgart: Gundert 1930. Berlin: Litpol 1981.
  • Moric, Rudo: Dreimal bin ich durchgebrannt. Ill. v. Kurt Zimmermann. Aus dem Slowak. v. Hans  Gaertner. Berlin: Kinderbuchverlag 1961 („Trikrát som usiel“).
  • Nordau, Max: Vom dankbaren Spatzen, in: Märchen. Seiner Maxa von ihrem vierten bis zu ihrem siebten Jahre erzählt. Ill. v. Hans Neumann. München, Halle an der Saale: Hendel 1910.
  • Pelgrom, Els (d.i. Else Koch): Die Eichelfresser. Ravensburg: Otto Maier 1992 (de eikelvreters. Amsterdam: Querido 1989).
  • Plinzner, Frieda (auch Frida, verh. Zeller, auch Zeller-Plinzner): Zinna und Kurli - Eine Zigeunergeschichte. Striegau: Huss 1912. Berlin: Vaterländische Verlags- und Kunstanstalt 1914 (2.). (Hefte für Zigeunerkunde)
  • Plinzner, Frieda: Kiki. Eine Zigeunerkindgeschichte. Gütersloh: Bertelsmann 1914. 3.1930.
  • Plinzner, Frieda: Ein Blick in das Zigeunerleben. In: (Reihe) Kinder aus aller Welt – Gesammelte Missionsgeschichten, (Heft) Einäugleins Feder. Lahn-Dinglingen: St. Johannes Druckerei 1939. S. 13-16
  • Pohl, Josef: Dudeks Kinder. Aus dem Tschech. von Elisabeth Borchardt. Ill. von Ronald Paris. Berlin: Edition Holz im Kinderbuchverlag 1977.
  • Procházková, Iva: Wir treffen uns, wenn alle weg sind. Düsseldorf: Sauerländer 2007.
  • Reinhardt, Dotschy: Gypsy: Die Geschichte einer großen Sintifamilie. Scherz 2008.
  • Robey, Sally: Die Außenseiter oder: Das Lager am Fluß. Aus dem Engl. von Heike Brandt. Kevelaer: Anrich 1989. (Cambridge 1989)
  • Robey, Sally: Tysos Versprechen. Aus dem Engl. von Heike Brandt. Kevelaer: Anrich 1990. (Cambridge 1987)
  • Ruh, Dagmar: Kleine Hexe Paprika. Ill. v. Kurt Schmischke. Göttingen: Fischer 1971. (Fischer Buch 428) 
  • Rosenberg, Otto: Das Brennglas. Aufgezeichnet von Ulrich Enzensberger. Berlin: Eichborn 1998.
  • Rosenberg, Marianne: Kokolores. Autobiographie. Berlin: Ullstein 2006. (Ullstein TB 2007)
  • Sautner, Thomas: Fuchserde. Wien: Picus 2006.
  • Schenk, Dieter: Der Wind ist des Teufels Niesen - Die Geschichte eines jungen Zigeuners. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1988. (Rotfuchs)
  • Schenkel, Franziska/ Braun, Michael: Butzimann, was tust du da? Chemnitz, Leipzig: Max Müller um 1940.
  • Scherf, Dagmar: Das Geheimnis der schwarzen Puppe oder: Sara kommt von weit her. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl. 1995. 
  • Schins, Marie-Therese / W., Stefan: Die Truhe/ Ich bin ein Zigeuner. Dresden: Klett 1991. 
  • Schnurre, Wolffdietrich: Jenö war mein Freund. In: Als Vaters Bart noch rot war. Zürich: Arche 1958. S. 208-212. Berlin: TB Berlin Verlag 2008.
  • Schoemans, Roger H.: Dava - eine Flucht vom Balkan. Aus dem Niederländ. von Jeanne Oidtmann-van Beek und Peter Oidtmann. Aarau, Frankfurt a.M.: Sauerländer 1996. 
  • Schumacher, Tony: Komteßchen und Zigeunerkind. Eine Erzählung für die Jugend. Ill. v. Karl Schmauck. Stuttgart: Levy und Müller 1914.  
  • Schumacher, Tony: Prinzeßchen und Zigeunerkind. Stuttgart: Herold-Verlag 1955.
  • Schumacher,Tony: Eine Zigeunergeschichte. Elberfeld: Evangelische Gesellschaft 1908. [EA] in: Deutsches Knabenbuch 11. Bd. Stuttgart: Thienemann um 1897. S. 367-378
  • Spiegler, Louise: Purpurfeuer. Aus dem Amerik. v. Heike Brandt. München: dtv 2008.
  • Spinelli, Jerry: Asche fällt wie Schnee. Aus dem Engl. v. Andreas Steinhöfel. Hamburg: Dressler 2006.
  • Steinbrincker, Hej Romale (1993) und Hej Schavale (2009) Hamburg: Eigenverlag 1993.
  • Steger, Hans U.: Reise nach Tripiti. Zürich: Diogenes 1967. (Ein Diogenes-Kinderbuch), unveränderte Wiederauflage 2013.
  • Stevns, Gretha (d.i. Greta Steffens): Susi und ihr Schützling. Ill. v. Gerda Radtke. Aus dem Dän. v. Else von Hollander-Lossow. München: Schneider 1954. (Susy og zigenarpigen). (Susi-Reihe, Schneider-Buch). 
  • Stojka, Ceija: Reisende auf dieser Welt - Aus dem Leben einer Rom-Zigeunerin. Wien: Picus 1992.
  • Stojka, Ceija: Wir leben im Verborgenen – Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin. Wien: Picus 1995. 
  • Stojka, Ceija: Aufzeichnungen einer Romni zwischen den Welten. Wien: Picus 2013. 
  • Taikon, Katarina: Katitzi. Aus dem Schwed. v. Gerda Neumann. Ill. v. Hanns u. Maria Mannhart. Dortmund: Schaffstein 1974.(Stockholm 1969)
  • Taikon, Katarina: Katitzi - Tochter des Windes. Aus dem Schwed. v. Gerda Neumann. Ill. v. Hanns u. Maria Mannhart. Dortmund: Schaffstein 1976. ( Stockholm 1970, 1971, 1972)
  • Taikon, Katarina: Katitzi - Das Leben eines Zigeunermädchens in Schweden. 13 Bände.  Aus dem Schwed. von Lisbeth Jokisch. Aachen: Mainz-Verlag 1996-2001. (Stockholm 1969-1981)
  • Tidl, Maria (= Maria Wendl): Es brennt in der Au. Wien: Dachs 1992.
  • Tijsinger, Ellen: Feindliches Feuer : ein rumänisches Abenteuer. Aus dem Niederländ. Von Jeanne Oidtmann- van Beek und Peter Oidtmann. Stuttgart: Urachhaus 1996,    (Vijandig vuur, Amsterdam: Van Goot 1994).
  • Tuckermann, Anja: Muscha. München: Klopp 1994. Ravensburg: O. Maier 2005.
  • Tuckermann, Anja: "Denk nicht, wir bleiben hier!" - Die Lebensgeschichte des Sinto Hugo Höllenreiner. München: Hanser 2005.
  • Tuckermann, Anja: Mano - Der Junge, der nicht wusste, wo er war. München: Hanser 2008.
  • Tuckermann, Anja: Sinti und Roma hören: Eine musikalische Reise durch die Kulturgeschichte der Sinti und Roma von den Anfängen bis in die Gegenwart. Gelesen von Rolf Becker und Anne Moll. Audio-CD mit Booklet. Silberfuchs Verlag 2001.
  • Ury, Else: Zigeunerlisel. Erzählung. In: Was das Sonntagskind erlauscht. Erzählungen und Märchen für Kinder im Alter von 6 – bis 9 Jahren. Ill. v. Otto Gebhardt. Berlin: Globus-Verlag 1906.
  • Ury, Else:Was das Sonntagskind erlauscht. Ill. v. Sedlacek. Berlin: Meidingers Jugendschriften-Verlag 1927. 
  • Vlugt, Simone van der: Das Amulett aus den Flammen. Aus dem Niederl. v. Jeanne Oidtmann-van Beek und Peter Oidtmann. München: Bertelsmann 1998. (Rotterdam 1995) 
  • Vlugt, Simone van der: Nina und das Amulett aus den Flammen. München: Omnibus 2002.
  • Voorhoeve, Anne C.: Kascha Nordnordost. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag Otto Maier 2015.
  • Vosseler, Nicole C.: Das Haus der Spione. Würzburg: Arena 2007.
  • Walbrecker, Dirk: Miriam und der Mann mit dem Windvogel. Wien: Ueberreuter 1995. 
  • Walter, Elisabeth: Abenteuerliche Reise des kleinen Schmiedledick mit den Zigeunern. Freiburg: Herder 1930. 2. überarb. Ausgabe 1950. Nachdruck 2006
  • Wedding, Alex: Ede und Unku. Berlin: Malik 1931. Berlin: Kinderbuch 1954 (Robinson’s billige Bücher). Berlin: Basis 1972. (Rote Kiste)
  • Wieghaus, Georg: Ivan & Dominik. Aus dem Tschech. v. Eva Zdarilová. Ill. v. Lukas Ruegenberg. München: St. Michaelsbund 2010.
  • Wieghaus, Georg: Rukeli - Die Geschichte des Boxers Johann Trollmann. Ill. v. Lukas Ruegenberg. Köln: Kalk 2012. 
  • Wietig, Annemarie: Es liegt was in der Luft. Ill. v  Lilo Fromm. Hamburg /München: Ellermann, 1960. 
  • Wildermuth, Ottilie: Das braune Lenchen. Ill. v. Adolph Krabbe. Stuttgart: Krabbe 1872. (EA in: Kindergruß – Erzählungen für Kinder von 8 -12 Jahren. Stuttgart: Krabbe 185) Ill. v. Fritz van der Ohe. Reutlingen: Bartenschlager 1950.
  • Witter, Ben: Amschel das Zigeunermädchen. Ill. v. Dietrich Lange. Wien: Carl Ueberreuter 1971. (Ravensburger TB 1976)
  • Wölfel, Ursula: Die anderen Kinder. In: Die grauen und die grünen Felder. Mühlheim: Anrich 1970. S. 51-60.
  • Wölfel, Ursula: Mond, Mond, Mond. Düsseldorf: Hoch 1962. München: dtv 1997.
  • Wörishöffer, Sophie: Onnen Visser, der Schmugglersohn von Norderney. Bielefeld: Velhagen & Klasing 1885. Wuppertal: Kolibri 1956. (Kolibri-Bibliothek)
  • Yoors, Jan: Die Zigeuner. Aus dem Amerikanischen von Ursula Heilmann. Stuttgart: Klett 1970. 
  • Yoors, Jan: Das wunderbare Volk. Meine Jahre mit den Zigeunern. München: dtv 1992. (London 1967) 
  • Zelinová, Hana: Jakubko. Aus dem Slowak. v. Gustav Just. Ill. v. Sabine Kahane. Berlin: Kinderbuchverlag 1975 (1959).
  • Zitelmann, Arnulf: Unter Gauklern. Weinheim: Beltz & Gelberg 1980.
  • Zitelman, Arnulf: Vor den Toren von Byzanz. Weinheim: Beltz & Gelberg 2003.

Märchen

  • Bartos, Tibor (Hrsg.): Die Zigeunerprinzessin und andere Märchen der Nagelschmiedzigeuner. Aus dem Ungar. v. Bruno Heilig. Ill. v. Janos Kass. Budapest: Corvina; Berlin: Holz 1964. 
  • Bartos, Tibor (Hrsg.): Zigeunermärchen aus Ungarn. Frankfurt a.M.: Fischer-Taschenbuch-Verlag 1976. 
  • Ebert, Claudia: Der Nachtvogel. Zigeunermärchen aus Russland. Aus dem Russ. v. Renat Landa. Ill. v. Karla Woisnitza. Berlin: Volk und Welt 1986. 
  • Ficowski, Jerzy (Hrsg.): Ein Zweig vom Sonnenbaum. Märchen polnischer Zigeuner. Aus dem Poln. v. Karin Wolff. Neukirchener Verlag d. Erziehungsvereins, Neukirchen-Vluyn 1985. 
  • Ficowski, Jerzy: Die Schwester der Vögel: Märchen der polnischen Roma. Aus dem Poln. v. Karin Wolff. Berlin: Elefanten Press 1996. 
  • Franz, Philomena (Hrsg.): Zigeunermärchen. Ill.: Manfred Rapp. Bonn: Europa Union 1982.
  • Hübschmannová Milena (Hrsg.): Janitschek im Räuberschloß - Märchen slowakischer Rom. Nacherzählt von Erika und Reimar Gilsenbach. Berlin: Kinderbuchverlag 1983.
  • Jelde, Erik (Hrsg.): Märchen der Welt. Gesammelt u. neu erzählt. Ill. v. Martin u. Ruth Koser-Michaels. München. Zürich: Droemer 1956, S. 234-36.
  • Kindermärchen der Sinti und Roma. Aus dem Poln. v. Karin Wolff. Mit Gestaltungs- und Spielanregungen von Ulrike Fey-Dorn. Gütersloh: Gütersloher Verlags-Haus 1994.(Gütersloher Taschenbücher: Kindermärchen der Völker)
  • Mode, Heinz (Hrsg., unter Mitarbeit von Milena Hübschmannová): Zigeunermärchen aus aller Welt. 4 Bde. Leipzig: Insel 1983-1985. 
  • Tillhagen, Carl Hermann (Hrsg.): Taikon erzählt Zigeunermärchen. Aus dem Schwed. v. Edzard Schaper. Ill. v. Maja von Arx. Zürich: Artemis 1948, München: dtv 1979. (Stockholm 1946)
  • Vorisková, Marie: Singende Geigen: Zigeunermärchen.  Ill. v. Míla Dolezelová. Aus dem Tschech. v. Anna Albertová. Hanau/M: Dausien, Prag: Artia 1966. 

Comic

  • Disney, Walt: Der Glöckner von Notre-Dame.  Aus dem Amerik. v. Karlheinz Borchert. Disney`s Klassische Film-Comics 6. Stuttgart: Ehapa 1996. 
  • Escher, Reinhold: Mecki. Ill. v. Petersen, Wilhelm. Gesammelte Abenteuer, Hörzu-Bildergeschichten aus dem Jahr 1958. Esslingen: Esslinger J.F. Schreiber 2009.  
  • Fernandez, Fernando/ Fehlau, Ewald: Dracula. Bergisch Gladbach: Bastei 1985. (Gespenster-Geschichten präsentiert 1 u 2)
  • Uderzo, Albert/ Goscinny, René: Asterix in Spanien. Stuttgart: Delta 1997.
  • Guibert, Emmanuel/ Keler, Alain/ Lemercier, Frederic: Reisen zu den Roma. Aus dem Franz. v. Wolfgang Bortnik. Zürich: Edition Moderne 2012.
  • Hergé (=George Remi): Tim und Struppi. Die Juwelen der Sängerin. Reinbek: Carlsen 1970 (1966).
  • Hugo, Victor: Der Glöckner von Notre-Dame. Ill. v. Paul Gillon. Bergisch Gladbach, Bastei 1987. (Gespenster-Geschichten präsentiert 5)
  • Moers, Walter: Im Konzentrationslager. In: ders. Schöne Geschichten, Frankfurt: Eichborn 1991, S. 15-17.
  • Mosaik-Kollektiv: Abrafaxe. Folge mit Hans Wurst und Ludas Matyi. Berlin: Verlag Junge Welt 1978-80.
  • Verne, Jules: Michael Strogoff, der Kurier des Zaren. Aus dem Franz. v. Theo Reubel-Ciani. Ill. v. Ramon de la Fuente. Nürnberg: Schwager & Steinlein 1977 (Classicomics, 2009).

Theater

  • Kleebeck, Katharina.: Luja das Zigeunermädchen, München: Höfling 1913. (Höflings Mädchenbühne. Sammlung leicht aufführbarer Theaterstücke für Mädchen. Nr. 85)
  • Krausnick, Michail: Elses Geschichte. Für die Bühne bearbeitet von Nada Kokotovic und Nedjo Osman. Uraufführung am Theater Heidelberg 2012.
  • Mehr, Mariella: Daskind. Von den Cantadores (2011)  am Theater Rampe in Stuttgart. Buch: Mariella Mehr, 1995. Regie Adriana Kocijan. 
  • Thayenthal, Robert: Zacharias' lange Reise. Verlag der Autoren 1991, Uraufführung am Landestheater Wilhelmshagen 1991. 

Kinder- und Jugendfilm

  • Als Unku Edes Freundin war. (Regie: Helmut Dziuba, DDR 1981) 73 Minuten. Buch: Alex Wedding Ede und Unku.
  • Ame Sam Romm – Wir sind Roma. (Regie: Herbert und Inge Link u. Schülerinnen des GRG Hagenmüllergasse Wien, Österreich 2012) Ca. 30 Minuten.
  • Auf Wiedersehen im Himmel. (Regie: Michael Krausnick/ Romani Rose, Deutschland 1994) 47 Minuten. Buch: Michael Krausnick: Auf Wiedersehen im Himmel.
  • Blue Gypsy. (Regie: Emir Kusturica, Frankreich/Italien 2005) In: Alle Kinder dieser Welt. Sieben Episoden – sieben Regisseure. Ca. 16 Minuten.
  • Danny oder die Fasanenjagd. (Regie: Gavin Millar, Großbritannien 1989) 95 Minuten. Buch: Roald Dahl: Danny – The champion of the world.
  • Das Pferd auf dem Balkon. (Regie: Hüseyin Tabak, Österreich 2012) 90 Minuten. Drehbuch: Milan Dor, Buch: Milo Dor: Das Pferd auf dem Balkon.
  • Das weiße Zauberpferd. (Regie: Mike Newell, Irland 1992) 102 Minuten.
  • Die große Flatter. (Regie: Marianne Lüdtke, Deutschland 1977) Buch: Leonie Ossowski: Die große Flatter.
  • Die rote Zora. (Regie: Fritz Umgelter, Yu/D/Ch 1978/79) TV-Serie, 13 Folgen.
  • Die rote Zora. (Regie: Peter Kahane, Deutschland 2008) 99 Minuten. Buch: Kurt Held: Die rote Zora.
  • Gibsy – Die Geschichte des Boxers Rukeli Trollmann. (Regie: Eike Besuden, Deutschland 2012) 90 Minuten.
  • Kati von der letzten Bank. (Regie: Marta Kende, Ungarn 1978) 48 Minuten. Buch: Maria Halasi: Kati von der letzten Bank (Azutolsò padban).
  • Mond Mond Mond. (Regie: Imo Moskowicz, BRD 1977) TV-Serie, 250 Minuten. Buch: Ursula Wölfel: Mond Mond Mond.
  • Our School. (Regie: Mona Nicoara/ Miruna Coca-Cozma, Rum/US/CH 2011) 94 Minuten.
  • Sidonie. (Regie: Karin Brandauer, Österreich 1991) 90 Minuten. Buch und Drehbuch: Erich Hackl: Abschied von Sidonie.
  • Such dein Glück Zigeuner. (Regie: Dusan Klein, CSSR 1986) 99 Minuten. Buch: Josef Pohl: Dudeks Kinder.
  • Wir sind Sinti-Kinder und keine Zigeuner. (Regie: Katrin Seybold/ Melanie Spitta BRD 1980/1981) 22 Minuten.

5.2 Sekundärliteratur 

  • Aley, Peter: Jugendliteratur im Dritten Reich. Dokumente und Kommentare. Eine Veröffentlichung des Instituts für Jugendbuchforschung der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt a. M., Hamburg: Buchmarktforschung 1967.
  • Awosusi, Anita (Hrsg.): Zigeunerbilder in der Kinder- und Jugendliteratur. Schriftenreihe des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Bd. 9, Heidelberg: Wunderhorn 2000.
  • Awosusi, Anita (Hrsg.): Stichwort: Zigeuner. Zur Stigmatisierung von Sinti und Roma in Lexika und Enzyklopädien. Heidelberg: Wunderhorn 1998.
  • Bogdal, Klaus-Michael: Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung. Berlin: Suhrkamp 2011.
  • Briel, Petra-Gabriele: Lumpenkind und Traumprinzessin: Zur Sozialgestalt der Zigeuner in der Kinder- und Jugendliteratur seit dem 19. Jahrhundert. Gießen: Focus 1989.
  • Brittnacher, Hans Richard: Leben auf der Grenze. Klischee und Faszination des Zigeunerbildes in Literatur und Kunst. Göttingen: Wallstein 2012.
  • Brüggemann, Theodor: "Manche Leute sagen, dass Zigeuner kleine Kinder stehlen". Zum Motiv des Kinderraubes in Jugendbüchern. In: Anita Awosusi (Hrsg.): Zigeunerbilder in der Kinder- und Jugendliteratur. Schriftenreihe des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Bd. 9, Heidelberg: Wunderhorn 2000, S. 61-88.
  • Carstiuc, Alexander: Etablierung und Inszenierung von Fremdheit und Exotik – Zigeunerkonstrukte in der Kinder- und Jugendliteratur. Berlin 2011 (unveröffentlichte M.A. bei Prof. Chr. Giese, TU Berlin, 1 Exemplar im Dokumentationszentrum Heidelberg).
  • Dahrendorf, Malte: Zigeuner heißen Roma. Zur literarischen Auseinandersetzung mit einem unbewältigten Problem. In: Informationen Jugendliteratur und Medien Jugendschriften-Warte 2/80, S. 26ff.
  • Dolle-Weinkauf, Bernd: Von zierlichen Zigeunerinnen und Roma-Rambos – Beobachtungen zum Zigeunerbild im zeitgenössischen Comic. In: Anita Awosusi (Hrsg.): Zigeunerbilder in der Kinder- und Jugendliteratur. Schriftenreihe des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Bd. 9, Heidelberg: Wunderhorn 2000, S. 97-116.
  • Erzse-Boitor, Kinga: Das Bild des Anderen in der rumäniendeutschen Kinder- und Jugendliteratur. Frankfurt a.M., Berlin, Bern: Lang 2009, Kinder- und Jugendkultur, -literatur und -medien Bd. 59 (Diss. Universität Hermannstadt 2007).
  • Eulenberg, Rafaela: Das Bild der "Zigeunerin" als Potenzierung von Stereotypen – Anmerkungen zum Wechselverhältnis von Geschlecht und Ethnie. In: Bahlmann, Lith/ Reichelt, Matthias (Hrsg.): Reconsidering Roma. Aspects of Roma and Sinti Life in Contemporary Art. Göttingen: Wallstein 2011, S. 53-62.
  • Glajar, Valentina: Erinnerungen in Schwarz und Weiß: Erich Hackls Abschied von Sidonie. Aus dem Engl. v. Anna-Lena Sälzer. In: Patrut, Julia-Karin u.a. (Hrsg.): Fremde Arme – arme Fremde. Frankfurt: Lang 2008, S. 125-142. 
  • Hagen, Kirsten von: Inszenierte Alterität: Zigeunerfiguren in Literatur, Oper und Film. München: Wilhelm Fink-Verlag 2009 (Habil. von 2006).
  • Heintze, Hans: "Ich bin ein gemeiner, zerlumpter Zigeuner…" Das Bild der "Zigeuner“ in Liedern deutscher Jugendbünde. In: Eckert, Roland, Leonhard, J.F., Reulecke, Jürgen, Wettig, Klaus (Hrsg.): "Der Ring wird geschlossen, der Abendwind weht." Festschrift für Helmut (helm) König., Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg 2010, S. 145-180.
  • Hille, Almut: Identitätskonstruktionen. Die "Zigeunerin" in der Literatur des 20. Jahrhunderts. Würzburg 2005.
  • Hopster, Norbert: Heimat und Volkstum. In: Norbert Hopster, Petra Josting und Joachim Neuhaus: Kinder- und Jugendliteratur 1933 - 45. Bd.2, Stuttgart, Weimar: Metzler 2003, S. 395-398. 
  • Josting, Petra: 'Zigeuner' in der Kinder- und Jugendliteratur der Weimarer Republik am Beispiel von Jo Mihalys Michael Arpad und sein Kind. Ein Kinderschicksal auf der Landstraße (1930). In: Petra Josting und, Walter Fähnders (Hrsg): "Laboratorium Vielseitigkeit". Zur Literatur der Weimarer Republik. Bielefeld 2005, S. 171-190.
  • Josting, Petra/ Maiwald, Klaus (Hrsg.): Verfilmte Kinderliteratur. Gattungen, Produktion, Distribution, Rezeption und Modelle für den Deutschunterricht. In: kjl&m 10.extra, 2010, S. 8-12.
  • Kalbach, K.: Frans Haackens Django, eine Geschichte in Bildern. In: Informationen 2/80, S. 29-31.
  • Kalkuhl, Christina: Die "schöne Zigeunerin" zwischen Romantisierung und Verbannung. In: Udo Engbring-Romang und Daniel Strauß (Hrsg.): "Aufklärung und Antiziganismus". Beiträge zur Antiziganismusforschung. Bd. 1. Marburg: Seeheim 2003, S. 66-81. 
  • Kalkuhl, Christina/ Tschäpe, Nadja: Zwischen Fiktion und Zeitgeschichte – Ein Werkstattbericht zur Kategorisierung von Zigeunerdarstellungen in der KJL. In: Anita Awosusi (Hrsg.): Zigeunerbilder in der Kinder- und Jugendliteratur. Schriftenreihe des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Bd. 9, Heidelberg: Wunderhorn 2000, S. 117-136.
  • Kenrick, Donald: Sinti, Roma. In:  Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Bd. 12, Lieferung 2. Berlin, Boston: De Gruyter 2006, Sp.730-748.
  • Kliewer, Heinz-Jürgen: "Jenö war mein Freund" – Zur Wirkungsgeschichte einer Erzählung von Wolfdietrich Schnurre. In: Anita Awosusi (Hrsg.): Zigeunerbilder in der Kinder- und Jugendliteratur. Schriftenreihe des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Bd. 9, Heidelberg: Wunderhorn 2000, S. 47-59.
  • Kommers, Jean H. M.: Gypsies and "Englishness". How children’s literature may complement the study of 'high' literature. A comparison between English and German texts. KinderundJugendmedien.de (12.08.2018) PDF
  • Körte, Mona: Zigeuner- und Judenbilder in der Literatur nach 1945. In: Wolfgang Benz und Angelika Königseder (Hrsg.): Judenfeindschaft als Paradigma – Studien zur Vorurteilsforschung. Berlin: Metropol-Verlag 2002, S. 265-273.
  • Köhler-Zülch, Ines: Zigeuner, Zigeunerin. In: Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Bd. 14, Lieferung 3. Berlin, Boston: De Gruyter 2013, Sp. 1345-1358.
  • Krausnick, Michael: Das Bild der Sinti in der Kinder- und Jugendliteratur. In: Anita Awosusi (Hrsg.): Zigeunerbilder in der Kinder- und Jugendliteratur. Schriftenreihe des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Bd. 9, Heidelberg: Wunderhorn 2000, S. 31-46.
  • Kugler, Stefanie: Zigeuner als Kinderräuber. Fontanes Graf Petöfy und die Tradition eines Vorwurfs. In: Herbert Uerlings und Julia-Karin Patrut (Hrsg.): "Zigeuner und Nation": Repräsentation – Inklusion – Exklusion. Frankfurt a.M.: Lang 2008, S. 572-586.
  • Luke, Melanie: Sinti und Roma in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur seit den 80er Jahren (M.A., Prof. Ewers) Frankfurt H.2/ 2005. 
  • Maciejewski, Franz: Kinderraub oder Zigeunerraub? Zwei Anmerkungen zu Brüggemann. In: Anita Awosusi (Hrsg.): Zigeunerbilder in der Kinder- und Jugendliteratur. Schriftenreihe des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Bd. 9, Heidelberg: Wunderhorn 2000, S.89-95.
  • Mappes-Niedieck, Norbert: Arme Roma, böse Zigeuner. Was an den Vorurteilen über die Zuwanderer stimmt. Berlin: Christoph Links Verlag 2012. (bpb Schriftenreihe, Bd. 1385, Bonn 2013)
  • Margalit, Gilad: Die Nachkriegsdeutschen und "ihre Zigeuner". Die Behandlung der Sinti und Roma im Schatten von Auschwitz. Metropol: Berlin 2001.
  • Maurer, Petra: "Das Außerordentliche begleitet das Ordentliche wie ein Schatten". Zur Konstruktion des "Zigeuners" in der Kinder- und Jugendliteratur. In: Markus End, Kathrin Herold und Yvonne Robel (Hrsg.): Antiziganistische Zustände. Zur Kritik eines allgegenwärtigen Ressentiments. Münster: Unrast-Verlag 2009, S. 177-202.
  • Mihok, Brigitte: Wild, lockend und gefährlich: "Zigeunerin und Zigeuner" als populäre Klischees im Comic. in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Vorurteile in der Kinder- und Jugendliteratur. Berlin: Metropol 2010.  (Positionen, Perspektiven, Diagnosen  5) S. 97-115.
  • Nagy, Hajnalka: Zweiheimische Halbheimische Heimatlose – Zuhause und Migration in der Kinder- und Jugendliteratur. In: 1001 Buch Nr. 4, November 2013, S. 4-11.
  • Patrut, Julia-Karin/ Gut, Georg/ Uerlings, Herbert (Hrsg.): Fremde Arme – arme Fremde. "Zigeuner" in Literaturen Mittel- und Osteuropas. Lang: Frankfurt 2007.
  • Petz, Nicole: Die Figur des 'Zigeuners' in Texten für Kinder und Jugendliche. Darstellung der Roma und Sinti gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Graz, Diplomarbeit 1998.
  • Reinhardt, Dotschy: Everybody’s Gypsy. Popkultur zwischen Ausgrenzung und Respekt. Köln: Metrolit 2014.
  • Reuter, Frank: Der Bann des Fremden. Die fotografische Konstruktion des „Zigeuners“. Göttingen: Wallstein 2014.
  • Schmitt-Rößer, Angelika: New Zero – Neue Zeit? "Zigeunerbilder" in der KJL. In: Julit 4/12, S. 53-60.
  • Solms, Wilhelm: Zur literarischen Tradition des "Kinderraubs". In: Udo Engbring-Romang und Wilhelm Solms (Hrsg.): "Diebstahl im Blick"? Zur Kriminalisierung der "Zigeuner". Seeheim: I-Verb.de 2005. (Beiträge zur Antiziganismusforschung, Bd. 3) S. 180-195.
  • Solms, Wilhelm: Das Bild des Zigeuners im Märchen. In: Susanne Tebbutt (Hrsg.): Sinti und Roma in der deutschsprachigen Gesellschaft und Literatur. Frankfurt: Lang 2001.
  • Solms, Wilhelm: Zigeunerbilder. Ein dunkles Kapitel der deutschen Literaturgeschichte. Von der frühen Neuzeit bis zur Romantik. Würzburg: Könighausen & Neumann 2008.
  • Uerlings, Herbert: Zigeuner/ Roma im Film. In: Medienwissenschaft/ Hamburg: Berichte und Papiere 116, 2011.
  • Weinkauff, Gina: Roma und Sinti. In: dies.: Ent-Fernungen. Fremdwahrnehmung und Kulturtransfer in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur seit 1945. Mit einem Vorwort von Ulrich Nassen. Band 1: Fremdwahrnehmung. Zur Thematisierung kultureller Alterität in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur seit 1945, München: Judicium 2006, S. 616-644. 
  • Wolters, Ute: Nur eine kleine Geschichte, ein Brief und eine übersehene Autorin – Eine Zigeunergeschichte von Astrid Lindgren und die Katitzi-Bücher von Katarina Taikon. In: kjl&m 14.3, S. 68-74.
  • Wulff, Hans J.: Zigeuner/ Sinti/ Roma in Film und Fernsehen. Eine Arbeitsbibliographie. In: Herbert Uerlings: Zigeuner/ Roma im Film. In: Medienwissenschaft/ Hamburg: Berichte und Papiere 116. 2011., S. 3-10.

5.3 Didaktische Literatur

  • Alte Feuerwache e.V. Jugendbildungsstätte Kaubstraße (Hrsg.): Methodenhandbuch zum Thema Antiziganismus für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit. Inkl. einer Beleit-DVD mit allen benötigten Materialien. Münster: Unrast-Verlag 2012.
  • Bundeszentrale für politische Bildung/ bpb: Praktische Geschichtsvermittlung in der Migrationsgesellschaft. 46 Bausteine für die schulische und außerschulische historisch-politische Bildung. (Themen und Materialien), Themenfeld VIII, Abschnitt 2: Ressentiments gegen Roma. Bonn 2012, S. 274-279.
  • Bundeszentrale für politische Bildung: Themenblätter im Unterricht/ Nr. 90. Vorurteile. Patrick Pilarek. Bonn 2011.
  • Duensing, Manfred: Hackls Erzählung und die Unterrichtsmaterialien von Fischer/ Krapp. In: Christiane Kalkuhl/ Wilhelm Solms (Hrsg.): Antiziganismus heute. Seeheim: I-Verb 2005, S. 110-114. 
  • End, Markus: Gutachten Antiziganismus. Zum Stand der Forschung und der Gegenstrategien. Hrsg. von Daniel Strauß und Romno Kher. Mannheim, Marburg: I-Verb 2013. 
  • Engbring-Romang, Udo: Ergebnisse zweier Umfragen und Bemerkungen zu 30 Jahren der Weiterbildung zum Themenfeld "Sinti und Roma". In: Adam Strauß (Hrsg.): "Zigeunerbilder" in Schule und Unterricht. Referate der Tagung am 6. Juni 2008 in Darmstadt. Marburg: I-Verb 2010, S. 29-52.
  • Euring, Sabine: Erich Hackls Portrait eines Zigeunermädchens in "Abschied von Sidonie". In: Christiane Kalkuhl und Wilhelm Solms (Hrsg.): Antiziganismus heute. Seeheim: I-Verb 2005, S. 99-109.
  • Landeszentrale für politische Bildung Baden Württemberg/ Verband Deutscher Sinti & Roma LV Ba-Wü (Hrsg.): "Zwischen Romantisierung und Rassismus". Sinti und Roma – 600 Jahre in Deutschland. Handreichung zur Geschichte, Kultur und Gegenwart der deutschen Sinti und Roma. Stuttgart 1998 (Bausteine).
  • Lichtenberg, Marie-Luise: Die Geschichte ist kaum zu ertragen. Ein Leseclub an einer Hauptschule überzeugt durch Teamfähigkeit, Selbstbewusstsein und Sprachkompetenz. Was die Beschäftigung mit aktueller Jugendliteratur bewirken kann. In: JuLit 2/2009, S. 24-27.
  • Rosenberg, Petra/ Nowak, Meto: Deutsche Sinti und Roma. Eine Brandenburger Minderheit und ihre Thematisierung im Unterricht. Hrsg. vom Zentrum für Lehrerbildung an der Universität Potsdam. Potsdam 2010.
  • Scherer, Albert: Als Kollektiv definiert. Risiken und Nebenwirkungen einer Aufklärungspädagogik gegen Antiziganismus. In: irzw Jan./Febr. 2013, S. 28-31.

5.4 Internet-Adressen 

Mitarbeit: Christian Pommerening (Titelliste und Annotationen) und Angelika Schmitt-Rößer (Abschnitt Film und Didaktik)