Inhalt
Die Handlung von Jetzt sind wir echt ist auf zwei Zeitebenen angesiedelt. In der Erzählgegenwart ist die Protagonistin Lucy schwer getroffen, als sie in ihrem Journalistik-Master-Studium plötzlich ihre große Liebe Gregor wiedertrifft, den sie zwei Jahre zuvor in einem Schreibworkshop in Berlin kennengelernt hatte. Die Kennlerngeschichte der beiden Hauptfiguren entfaltet sich in Rückblenden, die allerdings deutlich weniger Raum einnehmen als die Erzählgegenwart. Zudem ist die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt, sodass die Leser*innen Einblick sowohl in Lucys als auch in Gregors Gedanken- und Gefühlswelt erhalten. Worum es im Kern geht, ist schnell erzählt: Für Lucy ist unbegreiflich, dass Gregor sich nach einer intensiven Liebesbeziehung plötzlich nicht mehr meldete. Die Verletzungen und der Liebeskummer sind noch lange nicht überwunden, und nun steht Gregor auf einmal wieder vor ihr. Und zu allem Überfluss muss sie sich nun auch die Moderation eines Hochschul-Podcasts mit ihm teilen. Gregor ist zunächst verschlossen und verhält sich grob und abweisend gegenüber Lucy. Wie gut, dass sie ihre Freundinnen hat, mit denen sie allen Kummer und alle Geheimnisse teilen kann! Im Zuge der Handlung wird deutlich, dass Gregor starke psychische Probleme hat und aus einer zerrütteten Familie kommt. Seine Eltern kennt er nicht, und so hat er nun Schwierigkeiten, sich auf eine Beziehung einzulassen.
Was vielleicht überraschend ist und worin sich der Echt-Band von den anderen genannten Loewe Intense-Geschichten unterscheidet: Hier geht es in großen Teilen um Erotik und Sex. Denn die Liebesszenen zwischen Lucy und Gregor sind detailliert beschrieben. Lucy kämpft mit ihrem sexuellem Begehren und ihren Ängsten, erneut verletzt zu werden, fühlt sich aber von Gregor so angezogen, dass es immer wieder zum gemeinsamen Sex kommt – bis sich Gregor schließlich öffnet, und die beiden Hand in Hand in Richtung rosafarbener Horizont laufen können, aber bis dahin ist es ein langer Weg voller Hin und Her, voller Zweifel: Kann ich das? Darf ich das? Hinzu kommen Ängste beider Protagonist*innen in Bezug auf Mobbing in Zeiten von Social Media, die sie aber schließlich auch durch ihre watteweiche Liebesbeziehung kompensieren können.
Kritik
Der Unterschied zu den genannten anderen Loewe Intense-Trilogien besteht, wie erwähnt, in der Dominanz von Erotik- und Sexszenen, die aufgrund ihrer Deutlichkeit sicherlich bei jugendlichen Leser*innen auf Interesse stoßen dürften. Auch die Widersprüchlichkeit in der Gefühlswelt der beiden Protagonist*innen taugt sicherlich als identifikatorischer Stoff und macht den Echt-Band zu einer anregenden und einnehmenden Lektüre.
Interessanterweise benennt Lucy die erzählerisch schematische Anlage des Textes selbst, als sie Gregors Liebeserklärung als „Abschlussmonolog in Liebesfilmen“ (S. 314) bezeichnet. Für Leser*innen, die sich nicht mitten in der Phase der Selbstfindung und Erkundung eigener sexueller Bedürfnisse finden, ist diese Aufmachung indes schier unerträglich, langatmig und zäh, weil es über hunderte von Seiten nur darum geht, ob die beiden sich am Ende kriegen oder nicht, wobei klar ist, dass das Happyend an der nächsten Ecke wartet. Genauso ist es bei den anderen Loewe Intense-Büchern auch und das ist ja auch gewollt.
‚Willst du es auch?‘ fragte er.
‚Ja.‘
Er meinte den Kuss, ich sprach von ihm.
Dann presste er seine Lippen auf meine.
Und.
Mein.
Herz.
Blieb.
Stehen.
Es stoppte, als würde der Moment so nicht vorbeigehen. Als könnten wir ewig sein, was wir natürlich nicht waren, weil wir in Körpern lebten, die aus Sternenstaub bestanden, dazu gemacht, am Ende sowieso zu zerfallen. (S. 315)
Sternenstaub mit existenzialphilosophischen Versuchen und einer großen Prise Erotik – diesem Schema folgt der Liebesroman, der das Ziel der Paarbildung absolut setzt und sich so gesehen auch als stereotypisches Mädchenbuch lesen lässt, obwohl Lucy sich Schönheitsidealen und Schlankheitswahn, den ihre Mutter propagiert, widersetzen will. Trotzdem dominieren in ihrer Wahrnehmung Gregors optische Attribute (z.B. seine definierten Muskeln) und es geht schlussendlich nur um die körperliche Vereinigung mit dem Geliebten. Ähnlich tief in die Klischeekiste greift die paratextuelle und illustrative Gestaltung des Romans. Blumen umranken die in Schreibschrift gedruckten Kapitelüberschriften und das in hellen rosa und lila Tönen gehaltene Cover. Damit folgt die Aufmachung dem auf dem Buchmarkt oft dominantem Gendermarketing.
Fazit
Echt jetzt Echt? Die Trilogie wird ihre Leser*innen ab 14 Jahren finden. Ob dies nun empfehlenswert ist oder nicht, sei dahingestellt: Abtauchen und Schmökern in einem Liebesroman ist ja nichts Verwerfliches....
- Name: Santos de Lima, Gabriella