1. Entstehung und Rezeption
  2. Zur Deutung der Hauptfiguren
  3. Fantastiktheoretische Dimensionen
  4. Sozialgeschichtlicher und politischer Hintergrund
  5. Illustrationen
  6. Intertextuelles Spiel
  7. Das Sams auf der Bühne
  8. Das Sams in Hörspiel, Hörbuch und Film
  9. Sprache, Komik und Lyrik
  10. Übersetzungen
  11. Das Sams in der Schule
  12. Literatur und Wirklichkeit

„Es war eine gefräßige Klappmaulfigur, die immer am Samstag auftauchte“

Zum Bühnenstar wäre das Sams beinahe schon vor dem Erscheinen des ersten Sams-Romans geworden. In seiner Autobiographie Wie alles kam erläutert Paul Maar, dass es zunächst in dem 1970 uraufgeführten Theaterstück Der König in der Kiste vorkommen sollte:

Da gibt es einen liebenswerten Königssohn, der sich auf Reisen begibt. Als er zurückkehrt, ist die Schlossfassade schwarz gestrichen und Soldaten patrouillieren vor dem Schloss. Eine Hexe hat die Gestalt des Königssohns angenommen und regiert das Land mit Terror und Gewalt. Als der Prinz das Schloss betreten will, wird er von der Wache abgewiesen. Hilfe findet er bei wandernden Puppenspielern, die ihn, verborgen in deren Karren, ins Schloss schmuggeln sollen. Damit dies gelingt, muss einem Vertrauten des „bösen Königs“ ein Figurenspiel vorgeführt werden, das ihn so begeistert, dass er das Ensemble ins Schloss einlädt. Hier kam das Ursams ins Spiel. Es war eine gefräßige Klappmaulfigur, die immer am Samstag auftauchte, und alles auffraß, was ihr begegnete, seien es Menschen, Schafe oder Kühe.

Eberhard Möbius, der Regisseur der Uraufführung im Malersaal des Hamburger Schauspielhauses, überzeugte mich, dass dieses Sams in der Geschichte nichts zu suchen habe, und dass die Puppenspieler besser ein Stück aufführen sollten, dass die Eitelkeit des Zuschauenden bedienen würde. Ich sah das ein, verfasste eine neue Puppenspiel-Sequenz, und das Sams landete in einer Schreibtischschublade. (Maar 2020, 287f.)

In dieser Schublade hätte das Sams schlimmstenfalls vergessen werden können, doch als Paul Maar in seinem neuen Romanprojekt einen Gegenspieler für Herrn Taschenbier braucht, zieht das Sams gleichsam in eine neue Geschichte um.

Das Sams in Augsburg

Auf die Bühne gelangen das Sams und die weiteren Figuren aus Maars Roman(en) schließlich, als die Augsburger Puppenkiste 1977 zunächst Eine Woche voller Samstage, drei Jahre später dann Am Samstag kam das Sams zurück inszeniert. Allerdings handelt es sich hier um Fernseharbeiten, die das Marionettentheater gemeinsam mit dem Hessischen Rundfunk aufgenommen hat, als Theaterstücke wurden die Sams-Geschichten in Augsburg nie gespielt. Dass es sich um eine exklusive Fernsehproduktion, nicht um ein abgefilmtes Theaterstück handelt, erkennt man etwa an den vielen Kulissen, aber auch an filmischen Tricks:

In „Sams“ fällt plötzlich Schnee in das Wohnzimmer. Später, als Herr Taschenbier dies wünscht, verschwindet die weiße Pracht wieder dorthin, wo sie hergekommen ist, nämlich nach oben. Wie soll das denn gehen? Nun, man dreht den Schneefall mit zwei Kameras. Mindestens drei Puppenspieler streuen gefühlvoll weißes Minikonfetti von der Brücke, das man tagelang nicht aus den Kleidern kriegt. Eine Kamera nimmt normal auf, die andere läuft rückwärts. Wird der rückwärts belichtete Film dann vorwärts abgespielt – verschwindet der Schnee wieder im Himmel. (Strubel 1985, 54)

Die Sams-Marionette mit grünem Körper und roten Haaren hat Hannelore Marschall-Oehmichen hergestellt. Sie nimmt die Beschreibung, dass sich beim Sams „anstelle der Nase ein beweglicher kurzer Rüssel“ (Maar 1973, 16) befinde, ganz wörtlich, sodass die Rüsselnase sogar mit einem eigenen Faden bewegt werden kann.

Sams Augsburger Puppenkiste Elmar Herr

Das Sams im Museum der Augsburger Puppenkiste 
Foto: Elmar Herr, © Augsburger Puppenkiste

Als die Puppe jedoch schon fertig gestellt war, fordert der Regisseur:

„Eigentlich müßte es ja fressen können.“ Daraufhin mußte die geduldige Schnitzerin das ganze „Sams“ wieder zerlegen, den Kopf aushöhlen und vor diesem dünnwandigen Hohlraum ein Gelenk anbringen. Das bedeutete für das recht empfindlich gewordene Holzgesicht eine gefährliche Operation. Aber sie ist geglückt. „Sams“ konnte fressen – zur Freude von Millionen Zuschauern im ganzen Land. (Seyboth 1985, 36)

Zum Star ist das Sams in dieser Adaption wohl auch wegen der markanten und in den 1970er Jahren aus Film und Fernsehen bekannten Stimme Ernst H. Hilbichs avanciert. Die Bearbeitung von Eine Woche voller Samstage für die Augsburger Puppenkiste verfasst Manfred Jenning, der außerdem Regie führt und die Figur des Herrn Oberstein spricht. Von Jenning stammen auch solch prominente Puppenkisten-Stücke wie Urmel aus dem Eis oder Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. Nach Jennings Tod 1979 übernimmt Sepp Strubel Bearbeitung und Regie in Am Samstag kam das Sams zurück, außerdem spricht er in beiden Teilen die Rolle des Bruno Taschenbier.

In Jennings Fassung des ersten Bandes fungiert Herr Taschenbier zunächst als Erzähler, er steht vor der noch geschlossenen Kiste und berichtet von den Besonderheiten der vergangenen Woche. Anschließend wird die Kiste geöffnet und während des Vorspanns ist das Sams-Lied aus der Feder von Hermann Kropatschek zu hören. In der ersten Szene steht Herrn Taschenbier dann in seinem Zimmer und reißt demonstrativ ein Kalenderblatt ab, sodass nun der 5. Mai 1977, ein Samstag, angezeigt wird (01:34). 

Gina Weinkauff (2014, 133) bemerkt zu Recht, der Stoff sei in der Adaption der Augsburger Puppenkiste „ins beschaulich-märchenhafte transformiert“ worden. Das lässt sich beispielsweise an den traditionellen Kostümen der Puppen ablesen: Während Herr Taschenbier zuhause ein blaues Sakko mit gelber Fliege trägt, zieht er zum Spazierengehen und zu Ausflügen Lodenjoppe und Kniebundhosen an. Frau Rotkohl rückt zum Saubermachen mit knöchellangem, rotem Kleid und karierter Schürze an. Aber auch die Wohnungseinrichtung ist durch und durch traditionell und biedermeierlich: Neben Schaukelstuhl und Häkeldecke hängt an der Wand ein üppig gerahmtes Landschaftsgemälde. Modische Elemente der 1970er Jahre finden hier keinerlei Berücksichtigung, das Röhrenradio – mutmaßlich aus den 1950ern – wirkt in dieser Umgebung beinahe futuristisch.

Die Bearbeitung der Augsburger Puppenkiste hält sich grundsätzlich eng an Maars Roman, eine der wenigen Änderungen stellt die Lachstunde dar, die das Sams in dieser Fassung anstatt der Dichtstunde in der Schule hält (31:46). Solche komischen Elemente richten sich, wie die gesamte Produktion, natürlich vornehmlich an Kinder. Doch auch für ein erwachsenes Publikum finden sich subtile Hinweise, beispielweise, wenn das Sams und Herr Taschenbier Va, pensiero („Flieg, Gedanke, auf goldenen Flügeln“) aus Giuseppe Verdis Oper Nabucco anstimmen (08:31). Dieser Chor der Gefangenen, der alttestamentlich im Kontext der Befreiung aus der babylonischen Knechtschaft steht und im Italien des 19. Jahrhunderts als heimliche Hymne des Risorgimento gilt, lässt sich hier auf zwei weitere Arten von Befreiung beziehen: Während das Sams zumindest anfangs im Zimmer bei Frau Rotkohl eingesperrt ist, könnte Herr Taschenbier sein Gefangensein in bürgerlichen Konventionen beklagen, aus denen er – zumindest kurzzeitig – lauthals singend ausbricht. Das Sams begleitet ihn dabei, indem es sehr falsch mitsingt und wild gestikulierend auf dem Bett hüpft.

Wirkt die Inszenierung der Augsburger Puppenkiste insgesamt eher entschärft, wird durch solche Details dennoch etwas vom Rebellionsgeist der Romanvorlage vermittelt. Vielleicht ist es gerade die Mischung aus Nostalgie und Anarchie, die die Produktion bis heute beliebt und präsent macht.

„Am schwierigsten wird die Figur des Sams auf die Bühne zu bringen sein“

Eine Fassung für Sprechtheater schreibt Paul Maar schließlich selbst. Und wenngleich der Romanschriftsteller sicher bekannter ist als der Dramatiker, weist Franz-Josef Payrhuber (2016, 79) doch darauf hin, dass „Maars Arbeiten für das Kinder- und Jugendtheater […] ein gleichgewichtiger Teil seines literarischen Schaffens neben seinen Erzählungen und Romanen, seinen Gedichten und lyrischen Sprachspielen“ sind. Mit einer beachtlichen Zahl an Texten für die Bühne ist er nicht nur ausgesprochen produktiv, sondern sei auch „einer der kreativsten und innovativsten Autoren des zeitgenössischen Kindertheaters“. Gegen die Adaption von Eine Woche voller Samstage hatte Maar sich allerdings lange gesträubt. Dass es dennoch eine Uraufführung am Fränkischen Theater Schloss Maßbach gab, ist Lena Hutter zu verdanken. Sie ist nicht nur, gemeinsam mit Oskar Ballhaus, Gründerin dieses Theaters, sondern auch die Schwiegermutter Paul Maars. In einem Interview berichtet er:

Das Buch würde sich so gut zur Dramatisierung eignen, ob ich das nicht machen wolle. Ich wollte wohlwollend darüber nachdenken, was sie schon für eine Zusage hielt. Irgendwann hörte ich dann von dem Dramaturgen, das Stück wäre fest eingeplant und es seien schon 30 Vorstellungen ausverkauft! Nun war ich gezwungen zu schreiben. (Schneider 1999, 222f.)

Während die Fassung der Augsburger Puppenkiste Herrn Taschenbier zu Beginn kurz als Erzähler auftreten lässt, gibt es in Maars Bearbeitung, die wiederum sehr eng am Roman bleibt, eine eigene Erzählerfigur:

Der Erzähler könnte ganz schwarz gekleidet sein, mit Zylinder oder Melone auf dem Kopf. (Er kann sogar ein bißchen an Pan Tau erinnern.) Er hat etwas von einem Zauberer an sich, hat alle Fäden in der Hand, kennt die Geschichte im voraus, agiert also auf einer zweiten Ebene, kann aber die Grenze überschreiten, kann manchmal die Figuren durch Ziehen des Zylinders begrüßen, auch mal neugierig in der Menge stehen, die das Sams betrachtet, kann sogar mal eine Figur ansprechen, das Geschehene kommentieren. (Maar 1999, 60)

Mit derselben Präzision beschreibt Maar die Bühne sowie die weiteren Figuren und denkt dabei in sehr konkreten Regieanweisungen auch als Theaterpraktiker mit. „Am schwierigsten wird die Figur des Sams auf die Bühne zu bringen sein“, überlegt er und schlägt vor, es von einer Frau spielen zu lassen, „die – aus Gründen der Ausdrucksfähigkeit – keine Ganzmaske tragen sollte. Vielleicht braucht das Sams auf der Bühne nicht einmal eine Rüsselnase, man könnte z.B. die Nase dadurch verfremden, daß man sie kreisförmig bemalt. Wichtiger als falsche Haare und Nase sind die Quirligkeit, die Naivität, das Alles-wörtlich-Nehmen der Figur“ (Maar 1999, 59f.). Während Herr Taschenbier das Sams im Roman in einem Rucksack transportiert und ins Haus von Frau Rotkohl schmuggelt, findet Maar für das Theaterstück eine bühnenpraktische Alternative:

Die Zimmertür steht offen, Herr Taschenbier schafft einen großen Karton – Waschmaschinenkarton, Kühlschrankkarton – durch den Flur in sein Zimmer. Im Karton steckt – nicht sichtbar – das Sams. Die Unterseite des Kartons wurde entfernt, so daß das Sams mit dem Karton laufen kann. (Maar 1999, 68)

Immer dann, wenn eine fantastische Figur von einem Menschen gespielt wird, besteht natürlich die Gefahr, dass sie nicht mehr glaubwürdig wirkt oder ins Alberne kippt, weswegen der Autor möglichst genaue Vorschläge zur Darstellung macht. Andererseits verliere sie, so Malte Dahrendorf (1998, 36), dadurch „ein Stück ihrer Fremdartigkeit“. Dahrendorfs Urteil über Maars Adaption fällt jedoch insgesamt sehr positiv aus:

[D]urch das Spiel war es möglich, einige Züge des Buches noch zu verstärken: die subversive Phantasie und die poetische Ader der Samsfigur, ihre ständigen Wortverdrehungen, das Wörtlichnehmen übertragen gemeinter Begriffe – darin ganz in der Tradition der Eulenspiegeliaden bis Pippi Langstrumpf. Die Entkrampfung, das Lockerwerden und Sichfreimachen von den Zwängen des Alltags bei Herrn Taschenbier kommt zu verstärkter Wirkung; die geniale Erfindung des Sams bewährt sich auch auf der Bühne. (Dahrendorf 1998, 36)

Uraufgeführt wird Maars Dramatisierung von Eine Woche voller Samstage am 7. Juli 1986 unter der Regie von Herbert Heinz am Fränkischen Theater Schloss Maßbach. In der Rezension der Saale-Zeitung heißt es am Tag nach der Premiere: „Claudia Kleiber spielte dieses Fantasiegeschöpf mit roter Perücke, knallgrünem Trikot, dickem Bauch und Schweinsnase, ihre blauen Äuglein kullerten vergnüglich im Gesicht herum, und sie selbst hüpfte und sprang wie ein Gummiball. Eine bessere Besetzung hätte man sich nicht wünschen können“ (kua 1986).

Sams Massbach 1986

Claudia Kleiber als Sams und Fritz-Peter Schmidle 
als Herr Taschenbier in der Uraufführung am
Fränkischen Theater Schloss Maßbach 1986 

Anneliese Euler (1986) lobt im Main-Echo: „Flottes Kindertheater, phantasievoll und frech“. Des Weiteren beschreibt sie das „witzige[] Bühnenbild von Ulrich Hüstebeck, bei dem Vorhänge auf- und zugezogen und Zimmer hin- und hergefahren“ werden. Im selben Jahr gibt es außerdem eine Inszenierung des Stücks am Hamburger Theater für Kinder und eine dpa-Meldung scheint Irritation darüber ausgelöst zu haben, welches Theater die eigentliche Uraufführung für sich reklamieren darf. Das Schweinfurter Tageblatt schafft schließlich Aufklärung, indem es bei Paul Maar anruft und nachfragt: „Die Uraufführung meines Stücks war“, so lautet dessen Antwort, „in Maßbach“ (Schmidt 1986).

Die Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins verzeichnet für die beiden Inszenierungen in der ersten Spielzeit zusammen 153 Aufführungen, die von 38.167 jungen und erwachsenen Zuschauerinnen und Zuschauern gesehen wurden. Damit landet Eine Woche voller Samstage unmittelbar auf Platz 15 der „Kinder- und Jugendstücke mit den höchsten Aufführungszahlen“. Und der Erfolg des Sams auf der Bühne hält an, allein die dramatisierte Fassung des ersten Bandes wird in der Spielzeit 2018/19 von über 70.000 Zuschauerinnen und Zuschauern gesehen und landet in der Statistik der „Bearbeitungs-Vorlagen mit den höchsten Zuschauerzahlen in Deutschland“ auf Platz 9, in der Corona-Spielzeit 2020/21 – wenngleich mit weniger Zuschauenden – sogar auf Platz 3.

Auch viele weitere Bände liegen mittlerweile in einer dramatisierten Fassung vor, der Verlag für Kindertheater hat Am Samstag kam das Sams zurück (UA 1992, E.T.A. Hoffmann Theater Bamberg), Neue Punkte für das Sams (UA 1993, E.T.A. Hoffmann Theater Bamberg), Sams in Gefahr (UA 2004, Fränkisches Theater Schloss Maßbach und TUT Darmstadt) und Ein Sams für Martin Taschenbier im Programm. Einen Sonderstatus im Kontext der Bühnenadaptionen nimmt Ein Sams zuviel ein: Bei dem Theaterstück von Paul Maar und Christian Schidlowsky, das 2011 am Fränkischen Theater Schloss Maßbach in Kooperation mit dem Stadttheater Fürth uraufgeführt wurde, handelt es sich um keine Bearbeitung einer Romanvorlage, der Theatertext war zuerst da und ist 2015 als Roman erschienen.

Bamberg Sams im Gluck Martin Kaufhold

Marie Nest als Sams in Sams im Glück 2017 
am E.T.A. Hoffmann Theater in Bamberg
Foto: Martin Kaufhold

„Elegant, mondän, modern“

Darüber hinaus gibt es die Sams-Geschichten als Musical mit der Musik von Rainer Bielfeldt, Eine Woche voller Samstage wurde 1990 an der Niedersächsischen Landesbühne Wilhelmshaven uraufgeführt (vgl. Lange 2007, 16f.). In seinem Medienvergleich zu den Sams-Adaptionen hat sich Maar auch selbst zum Musical geäußert und problematisiert und erläutert dabei vor allem die andere Art des Einstiegs in die Geschichte.

Was sich an den Wochentagen im Einzelnen ereignet, ist letztlich für den Fortgang der Handlung uninteressant, ist nur Vehikel zum Zweck, den Samstag als den Tag zu etablieren, an dem das Sams auftauchen wird. Andererseits ist die magische Verknüpfung der Wochentagsnamen mit einem adäquaten Ereignis notwendig, um den ersten Auftritt der Sams-Figur vorzubereiten und logisch erscheinen zu lassen. Der Ausweg, den ich aus diesem Dilemma fand, bestand darin, mit einem rhythmisch und musikalisch reizvollen Song in die Geschichte einzusteigen. Diese Nummer wurde von den fürs Musical erfundenen „Kalenderfiguren“ gesungen. (Maar 2007, 91f.)

Die Musiknummern, die in der 1997 aufgenommenen Version unter Leitung des Komponisten mit einem Ensemble aus Saxophon, Klarinette, Bass, Schlagzeug und Klavier begleitet werden, sind ebenso populär wie eingängig. Die Melodie aus dem Lied von den Wochentagen taucht beispielsweise im Dreivierteltakt als Eisbär-Walzer wieder auf. Im Kaufhaus werden zunächst Werbespots gesungen – „Elegant, mondän, modern: Sockenhalter für den Herrn“ (Maar/Bielfeldt 1997, VI) –, später bricht dort das Feuer auch musikalisch und chorisch aus. Das Berliner Kindermusiktheater ATZE kündigt Bielfeldts Sams-Musical mit folgenden Worten an:

Die live dargebotenen Lieder ergänzen den Kinderbuch-Klassiker dabei in besonderer Weise. Wenn das „Wochentagelied“ ertönt, fährt ein beschwingter Groove in alle Glieder. Beim „Bürolied“ spielen Schauspieler:innen und Musiker:innen auch auf Büroutensilien. Beim „Kaufhauslied“ wird in Acapella-Manier gesungen und in mitreißender Choreographie getanzt. Dagegen sorgen das „Taschenbierlied“ oder das Lied von Frau Rotkohl für leise, sehnsuchtsvolle Zwischentöne.

Im Musical singt das Sams neben den Gedichten aus Eine Woche voller Samstage auch Texte, die im Roman nicht vorkommen. „Paul hatte extra für diese Version ein paar famose Liedtexte gereimt“, erinnert sich Komponist Rainer Bielfeldt (2023, 11) in einem Gruß zu Maars 85. Geburtstag, „die mich auf Anhieb zu neuen Melodien inspirierten. ‚Ob ich eine lange Schlange, abends mit der Zange fange …‘“. Das Gedicht mit seinen überreichen Schlagreimen wurde später unter dem Titel A–E–I–O–U in die Sammlung JAguar und NEINguar aufgenommen (vgl. Wicke 2023, 115f.).

Mittlerweile hat Rainer Bielfeldt auch Am Samstag kam das Sams zurück (UA 1997, Stadttheater Fürth), Sams im Glück (UA 2012, Junges Theater Bonn) und Das Sams feiert Weihnachten (UA 2018, Theater Schloss Maßbach) als Musical vertont.

ATZE Sams Musical Jorg Metzner

Seit der Spielzeit 1997/98 läuft das Musical 
Eine Woche voller SAMStage am ATZE Musiktheater in Berlin
(Foto: Jörg Metzner)

 Literatur & Medien

  • Maar, Paul: Eine Woche voller Samstage. Hamburg: Oetinger 1973.
  • Maar, Paul: Eine Woche voller Samstage. In: ders.: Neue Kindertheaterstücke. Hamburg: Oetinger 1999. S. 57-108.
  • Eine Woche voller Samstage. Nach dem Roman von Paul Maar. Bearbeitung und Regie: Manfred Jenning. Produktion: Augsburger Puppenkiste/Hessischer Rundfunk 1977.
  • Sams. Das Musical. Text: Paul Maar. Musik und Produktionsleitung: Rainer Bielfeldt. Hamburg: Polydor 1997.
  • Maar, Paul: Vom Lesen und Schreiben. Reden und Aufsätze zur Kinderliteratur. Hamburg: Oetinger 2007.
  • Maar, Paul: Wie alles kam. Roman meiner Kindheit. Frankfurt/Main: Fischer: 2020.
  • Bielfeldt, Rainer: Mein innerer Herr Taschenbier. In: Schön sind Wörter, die einfach sind. Gedichte von Paul Maar. Hg. v. Nils Mohl, Claudia Maria Pecher und Maximilian Mihatsch. München: Verlag Sankt Michaelsbund 2023. S. 11-12.
  • Dahrendorf, Malte: Zur Umsetzung von Erzähltexten zu Kindertheaterstücken. Aspekte der Produktion und Rezeption. In: Vorhang auf und Bühne frei! Kinder- und Jugendtheater in Deutschland. Hg. v. Paul Maar und Max Schmidt. Baltmannsweiler: Schneider 1998. S. 32-42.
  • Euler, Anneliese: Kluges Wesen namens Sams. Herzerfrischendes Kindertheater mit „Schloß Maßbach“. In: Main-Echo vom 15.10.1986.
  • [kua]: SAMS paßt sich nicht an! „Eine Woche voller Samstage“ von Paul Maar hatte in Maßbach Premiere. In: Saale-Zeitung vom 8.7.1986.
  • Lange, Günter: Paul Maars Kinder- und Jugendbücher in der Grundschule und Sekundarstufe I. Baltmannsweiler: Schneider 2007.
  • Payrhuber, Franz-Josef: Der Theaterautor Paul Maar. In: Paul Maar. Bielefelder Poet in Residence 2015. Paderborner Kinderliteraturtage 2016. Hg. v. Petra Josting und Iris Kruse. München: kopaed 2016. S. 79-102.
  • Schmidt, Max: Die Viertel-Uraufführung. In: Schweinfurter Tageblatt vom 3.10.1986.
  • Schneider, Wolfgang: „Ich glaube, daß es meine eigentliche Begabung ist, für Kinder zu schreiben“. Ein Interview mit Paul Maar. In: Paul Maar: Neue Kindertheaterstücke. Hamburg: Oetinger 1999. S. 208-224.
  • Seyboth, Gertrud: Über 5000 geschnitzte „Marionettenleben“ aus altem und edlem Lindenholz. In: Stars an Fäden. Das große Farbbuch über die weltberühmte Augsburger Puppenkiste. Hg. v. Willy Schweinberger und Hanns-J. Marschall. Augsburg: AWO-Werbung 1985. S. 29-36.
  • Strubel, Sepp: Wenn Kater Mikesch Drehtag hat – geliebte Fernsehstars an vielen Fäden. In: Stars an Fäden. Das große Farbbuch über die weltberühmte Augsburger Puppenkiste. Hg. v. Willy Schweinberger und Hanns-J. Marschall. Augsburg: AWO-Werbung 1985. S. 48-54.
  • Weinkauff, Gina: Das Sams. Betrachtung eines prominenten kinderliterarischen Medienverbundes und seiner Rezeption in der Fachöffentlichkeit. In: Kinder- und Jugendliteratur in Medienkontexten. Adaption – Hybridisierung – Intermedialität – Konvergenz. Hg. v. Gina Weinkauff, Ute Dettmar, Thomas Möbius und Ingrid Tomkowiak. Frankfurt/Main: Peter Lang, 2014. S. 127-146.
  • Wicke, Andreas: Den Reimen ist alles Reim. In: Schön sind Wörter, die einfach sind. Gedichte von Paul Maar. Hg. v. Nils Mohl, Claudia Maria Pecher und Maximilian Mihatsch. München: Verlag Sankt Michaelsbund 2023. S. 115-116.

 

So zitieren Sie diesen Text:

Andreas Wicke: Fünfzig Jahre voller Samstage. Paul Maars Sams-Romane (2023). URL: https://sams.kinderundjugendmedien.de/